Innert einer Stunde lagen die Resultate aller 80 Gemeinden vor und damit die Gewissheit: Nach acht Jahren schafft die SP den Sprung in die Luzerner Regierung zurück. Und erstmals in der Geschichte des Kantons sitzen nun zwei Frauen im Fünfergremium – notabene nach zwei Legislaturen mit einer rein bürgerlichen Männerregierung.
Im zweiten Wahlgang vom 14. Mai komplettieren die Stimmberechtigten die beiden letzten freien Sitze in der Kantonsregierung. Gewählt sind Armin Hartmann (SVP) und Ylfete Fanaj (SP). Die Stimmbeteiligung lag bei 33.7 Prozent. Amtsantritt der neu zusammengesetzten Regierung ist der 1. Juli.
Gross war die Freude beim 45-Jährigen aus Schlierbach. «Es ist ein wunderbarer Moment für mich, meine Unterstützer, meine Partei, meinen Wahlkreis und meine Wohngemeinde.»
Dass er den Sitz seines abtretenden Parteikollegen Paul Winiker verteidigen konnte, führt Hartmann auf mehrere Gründe zurück. «Gezählt haben meine Kompetenz, Erfahrung und Vernetzung.» Er engagiere sich seit 20 Jahren in der Politik.
Bilder vom Wahlsonntag
Hartmann machte nie einen Hehl daraus, dass er gerne das Justiz- und Sicherheitsdepartement übernehmen möchte. «Wichtige Themen, die ich dort anpacken würde, wären die Fangewalt rund um Fussballspiele und die Aufstockung der Luzerner Polizei.»
Erste Frau mit Wurzeln in Kosovo in einer Regierung
Für soziale Gerechtigkeit und mehr Dialog möchte sich derweil Ylfete Fanaj einsetzen. Ihre Wahl («unbeschreiblich schön») interpretiert die 40-Jährige wie folgt: So vielfältig wie die Luzerner Bevölkerung ist, so vielfältig soll auch die Regierung sein. «Verschiedenste Parteien, verschiedene Geschlechter, verschiedenste Hintergründe.»
Mit dem Einzug von Fanaj ist die Linke nach acht Jahren wieder in der Regierung vertreten. Diese werde dadurch kontroverser diskutieren, so die Stadtluzernerin. «Das wird bessere Lösungen geben. Und das wird sich auch im Parlament widerspiegeln.»
So ticken die beiden Gewählten politisch
Die Wahl von Ylfete Fanaj geht mit einer Premiere einher: Erstmals schafft es damit eine Politikerin mit kosovarischen Wurzeln in eine Schweizer Regierung. Fanaj betont allerdings: Das Gremium bestehe nun aus zwei Frauen mit Migrationshintergrund.
Denn: Die im ersten Wahlgang neu gewählte Michaela Tschuor stammt aus Deutschland. «Luzern sendet mit seiner vielfältigen Regierung ein positives Signal aus. Davon könnte sich manch anderer Kanton eine Scheibe abschneiden.»
Drittplatzierte zeigt sich enttäuscht
Grösste Konkurrentin von Fanaj war die Drittplatzierte Claudia Huser (GLP). «Ich bin angetreten, um gewählt zu werden. Selbstverständlich bin ich enttäuscht, hat es nicht gereicht.» Gleichwohl sei sie stolz auf ihr Resultat. Und sie blicke auf intensive, aber interessante Wochen zurück: «Die Wahlkampagne war eine sehr bereichernde Zeit.»
Selbstverständlich bin ich enttäuscht, hat es nicht gereicht.
Huser wurde im Vorfeld unter anderem vom gewichtigen KMU- und Gewerbeverband des Kantons Luzern zur Wahl empfohlen. Diese Unterstützung habe sich in den knapp 40'000 Stimmen niedergeschlagen, so die 42-jährige Stadtluzernerin.
Drei Sitze im ersten Wahlgang besetzt
Jene drei Regierungsmitglieder, die bereits im ersten Anlauf am 2. April gewählt wurden, konnten den Sonntag gelassen angehen: Mitte-Frau Michaela Tschuor, die neu kandidierte, schaffte damals die Wahl auf Anhieb.
Die 45-Jährige aus Wikon lag mit ihrer Stimmenzahl nur knapp hinter den beiden Bisherigen: Das beste Resultat machte Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdirektor Fabian Peter (46, FDP) aus Inwil. Platz zwei ging an Finanzdirektor Reto Wyss (58, Mitte) aus Rothenburg.