Plötzlich steht ein Hirsch auf der Terrasse. Er schnuppert am Teppich, schaut zum Fenster rein und knabbert an einer Weihnachtsdeko. Passiert ist die skurrile Szene in Ausserbinn, einem Walliser Dorf in der Region Goms. Roland Jentsch hat sein Handy gezückt und den Hirschbesuch festgehalten.
Dass ein Hirsch im Winter in Wohnsiedlungen auf Futtersuche gehe, sei nicht aussergewöhnlich, sagt Wildhüter Stefan Imhof im «Walliser Bote». Dass der Hirsch jedoch auch tagsüber auftauche und seelenruhig durch das Dorf spaziere, das sei nicht normal, so Roland Jentsch, der die Aufnahmen gemacht hat. Jentsch ist Jäger und war Gemeindepräsident von Ausserbinn. «Dieser Hirsch hat jegliche Furcht vor den Menschen verloren. Während andere Hirsche flüchten würden, bleibt dieser einfach stehen.»
I m Dorf haben viele Angst
«Viele Bewohner haben sogar Angst, rauszugehen», sagt Wildhüter Imhof gegenüber dem «Walliser Boten». Roland Jentsch bestätigt, dass der Hirsch sein Geweih senke, wenn man ihm zu nahe komme. «So signalisiert er, dass er sich verteidigen will, das kann schon Angst machen.»
In den engen Gassen besteht die Gefahr, dass er angreift.
Gefährlich sei es vor allem in den engen Gassen des Dorfes. «Wenn man da um eine Hausecke kommt und plötzlich dem Hirsch gegenübersteht, besteht die Gefahr, dass er angreift», so Jentsch. Die Kraft solcher Tiere sei immens. Ein Geweih könne schlimme Verletzungen verursachen, sagt der Wildhüter Stefan Imhof.
Köbi soll verjagt werden
Jeder Hirsch, der über längere Zeit beobachtet werde, erhalte einen Namen, sagt Roland Jentsch. «Diesen nennen wir Köbi.»
Bisher hat man versucht, Köbi zu verjagen. Am Mittwoch ist er trotzdem wieder aufgetaucht. «Wir hoffen, dass er jetzt nicht mehr kommt», so Jentsch. Sonst müsste man über andere Massnahmen nachdenken. Der Abschuss des Hirsches gilt als allerletztes Mittel, etwa wenn er Menschen angreift.
In Ausserbinn hofft man also, dass Köbi tagsüber wegbleibt, damit der Wildhüter nicht schiessen muss.