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Wandel bei Fleischverarbeitung
Aus 10 vor 10 vom 27.12.2023.
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Wandel bei Fleischverarbeitung Kampf gegen weniger Schlachthöfe und längere Transportwege

Es gibt immer weniger Schlachthöfe in der Schweiz: In 20 Jahren sind ein Drittel verschwunden. Nun will eine breite Allianz in Bundesbern den Strukturwandel aufhalten.

Heute konzentriert sich die Schlachtung zunehmend in wenigen grossen Betrieben im Mittelland. Der Viehwirtschaft fehlen regionale Schlachthöfe. Das bedeutet in der Regel: lange Wege und mehr Stress für die Tiere.

«Wir machen das, was der Kunde verlangt – sei es im Laden, wenn er einen speziellen Wunsch hat, oder sei es bei der Schlachtung für die Landwirte», sagt Adrian Gygax, Geschäftsleiter der Metzgerei Gygax im Emmental. «Wir sind ein Nischenbereich: Wir können kleine Mengen und spezielle Sachen machen.»

Ein Mann schneidet an einem hängen Stück Fleisch.
Legende: Fleischverarbeitung fast wie zu Gotthelfs Zeiten: die Metzgerei Gygax in Lützelflüh im Emmental. SRF

So selbstbewusst tönt es in vielen Schlachtbetrieben heute nicht mehr. Fachkräftemangel, Auflagen von Labels und Tierschutz, hohe Energiekosten, niedrige Akzeptanz für Ausbauprojekte in den Gemeinden und der Druck zur Rationalisierung machen ihnen zu schaffen. Für viele Schlachtereien bedeutet das eine oder andere das Aus.

Ein Drittel der Schlachthöfe verschwunden

Es ist ein Konzentrationsprozess: In der Tendenz überleben die Kleinen in der Nische und mittlere Betriebe gehen in ganz Grossen auf. So ist in den letzten 20 Jahren die Zahl der bewilligten Schlachthöfe in der Schweiz von 900 auf 600 zurückgegangen.

Auch Heinz Kämpfer ist von diesem Rückgang betroffen: «In der Region sind Schlachtkapazitäten zwischen 70 und 80 Prozent weggefallen. Das gibt schon gewisse Schwierigkeiten für uns als Bauern.» Für den Emmentaler Bauer bedeutet das mehr Aufwand bei der Organisation von Schlachtungen.

«Das grösste Problem ist sicher dann, wenn es eilt, also wenn Notfälle dazukommen», erklärt Kämpfer. So brauche es schnell Lösungen, wenn ein Tier beispielsweise eine Sehne gerissen habe. «Da fehlt einfach die Zeit.»

1500 Notschlachtungen sind allein im Emmental pro Jahr nötig. Wenn die Kapazitäten fehlen, landen solche Tiere bei der Kadaverstelle. Aber auch bei Hof- und Weideschlachtungen, wo die Tiere bereits tot zur Metzgerei gebracht werden, wie auch für Jägerinnen und Jäger sind fehlende Schlachtkapazitäten in den Regionen ein Problem.

Problem der fehlenden Schlachthöfe in Bern erkannt

Die Tierschützerin und Agronomin Martina Munz will, dass der Bund hier Geld in die Hand nimmt. Sie sitzt für die SP Schaffhausen im Nationalrat und fordert den Erhalt und Aufbau regionaler Schlachthöfe.

Es sind sehr weite Transporte, die die Tiere über sich ergehen lassen müssen.
Autor: Martina Munz Nationalrätin (SP/SH)

Das Problem laut Munz: Durch die Konzentration der Schlachthöfe würden die Wege immer weiter. «Wenn wir jetzt an die Walliser oder Bündner Täler denken, dann werden die Tiere dort zusammengeführt, die Täler hinab und im nächsten Tal wieder hochgeführt. Es sind sehr weite Transporte, die die Tiere über sich ergehen lassen müssen.»

Mit einer entsprechenden Motion haben Munz und FDP-Ratskollegin Anna Giacometti einen Nerv getroffen: von links bis rechts. Mit 158 zu 15 Stimmen wurde ihr Vorstoss im September angenommen.

Wenn der Staat noch stärker subventioniert, dann werden so starke Vorschriften kommen, dass Kleinbetriebe den Betrieb nicht aufrechterhalten können.
Autor: Mike Egger Nationalrat (SVP/SG)

Nicht zugestimmt hat Mike Egger. Er ist Vizepräsident des Fleischfachverbandes St. Gallen - Liechtenstein und Kadermann eines grossen Fleischverarbeiters. Der SVP-Nationalrat befürchtet: «Wenn der Staat anfängt, solche Sachen noch stärker zu subventionieren, dann werden irgendwann so starke Vorschriften, so starke Forderungen kommen, dass die Kleinbetriebe am Schluss den Betrieb nicht aufrechterhalten können.»

Ob sich regionale Verarbeiter und Landwirtinnen mit der neuen Subventionsforderung ins eigene Fleisch schneiden oder ob die Förderung sinnvoll ist, darüber befindet als Nächstes der Ständerat.

10vor10, 27.12.2023, 21:50 Uhr ;

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