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Wasserstoff im Bergkanton Urner Wasserstoff soll Busse antreiben und Berghäuser heizen

In Uri wird künftig Wasserstoff produziert. Das soll gerade für einen Bergkanton eine besonders gute Alternative sein.

Der Klimawandel verlangt schon längst danach, der Krieg in der Ukraine hat die Dringlichkeit der Forderung noch verstärkt: Die Energieversorgung sollte sich möglichst von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas lösen. Eine der ökologischen Alternativen, die diskutiert werden, ist grüner Wasserstoff.

Das Elektrizitätsunternehmen EWA Energie Uri ist überzeugt von dieser Technologie und plant in Bürglen oberhalb des Kantonshauptorts Altdorf die erste Wasserstoffanlage der Zentralschweiz. Bis jetzt gibt es in der Schweiz erst eine Anlage in Niedergösgen.

Besonders gut für Berggebiete

Dass gerade in einem Bergkanton Wasserstoff produziert werden soll, dafür gebe es gute Gründe, sagt Werner Jauch. Der Chef der EWA Energie Uri ist auch Verwaltungsratspräsident der neu gegründeten H2Uri AG, die für den Bau in Bürglen verantwortlich ist. Besonders für Uri seien Wasserstoff-LKWs gut geeignet, weil sie sehr leistungsfähig seien: «Gerade im Gebirge, wo man viel bergauf fahren muss, kommen Elektromotoren schnell an den Anschlag.»

Damit aber nicht genug: «Wasserstoff-Lastwagen haben eine deutlich grössere Reichweite, sie sind leichter, bieten also höhere Nutzlast, und das Tanken geht ähnlich schnell wie bei Diesel», zählt Jauch weitere Vorteile auf. Der Wasserstoff aus Bürglen soll denn auch in erster Linie Tankstellen in der Region beliefern, die neu dafür ausgerüstet werden.

Ein Wasserstoffauto der EWA Energie Uri
Legende: Auch für Personenwagen eine Alternative: EWA Enregie Uri setzt auf Wasserstoff. SRF

Doch die Produktion soll nicht ausschliesslich für Verbrennungsmotoren bestimmt sein. Die H2Uri sieht Wasserstoff auch als nachhaltige Variante für Gebäudeheizungen. Hier punktet die Energieform vor allem damit, dass sie – im Vergleich zu Strom – relativ einfach zu speichern ist, dass sie also nach der Produktion nicht umgehend verwendet werden muss.

Wir werden zunehmend ein Sommer-Winter-Problem haben.
Autor: Werner Jauch H2Uri-Verwaltungsratspräsident

«Denn das ist eine der grossen Herausforderungen der Energiewende: Wir werden zunehmend ein Sommer-Winter-Problem haben», sagt Werner Jauch. «Hier sehen wir das grosse Potenzial von Wasserstoff, den man im Sommer erzeugen, dann speichern und schliesslich im Winter nutzen kann.» Diese Technik sei andernorts bereits etabliert. «In Japan gibt es solche kleinere Heizkraftwerke für Häuser. Deren Vorteil ist, dass sie Strom und Wärme erzeugen. Und zwar genau dann, wenn wir es brauchen: im Winter.»

In zwei Jahren soll es mit der Wasserstoff-Produktion in Bürglen losgehen. Die 2-Megawatt-Anlage produziert Kraftstoff, der jährlich für rund 2,5 Millionen Lastwagenkilometer reiche, schätzt die H2Uri. Erzeugt wird der Wasserstoff mit Wasserkraft und Fotovoltaik.

Der Wasserstoff und die Energiewende

Unter dem Strich kann das Urner Projekt natürlich nur einen kleinen Teil zur Energiewende beitragen. Und ob Wasserstoff überhaupt ein wichtiger Teil der Umstellung wird, ist in Fachkreisen umstritten. So fehlt es in der Schweiz aktuell noch an der Technologie zur Umwandlung in flüssigen Wasserstoff und es gibt auch noch keine grossen Speicher, weil entsprechende Projekte bislang zu teuer waren.

Der Preis ist ohnehin ein wichtiges Argument. Das spürt auch Rolf Huber, der mit seiner Firma H2Energy ein Schweizer Wasserstoffpionier ist. Weil der fossile Brennstoff Diesel bislang relativ günstig gewesen sei, habe sich Wasserstoff noch nicht breit durchsetzen können. Aber: «Auf Wasserstoff bezahlen wir in der Schweiz keine Mineralölsteuer und - weil wir CO2-frei sind – auch keine LSVA.» Deshalb ist er optimistisch, dass Wasserstoffantriebe auch preislich konkurrenzfähig sein werden.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 01.04.2022, 17:30 Uhr ; 

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