Markus Fischer steht an seinem Hang in Riehen bei Basel und blickt wehmütig zu den letzten noch verbleibenden Kirschbäumen. Vor ihm ragen zahlreiche Stümpfe aus dem Boden. Sie gehören zu den Bäumen, die er schon gefällt hat. «Es ist ein trauriges Bild», sagt Fischer.
760 Bäume hat seine Familie in den letzten Jahren auf diesem Stück Land bei Riehen bewirtschaftet. Jedes Jahr fiel mit bis zu zehn Tonnen Kirschen eine fette Ernte an. Schon über mehrere Generationen verkaufte die Familie Kirschen, bis vor ein paar Jahren ein kleines, unscheinbares Insekt auch in Riehen auftauchte: die Kirschessigfliege.
Es blieb jedes Jahr nur noch ein grosser Frust.
«2016 hatten wir zuerst einmal nur von der Kirschessigfliege gehört und dann immer gedacht: Das ist ja weit weg oder betrifft uns nicht», so Fischer. Ein Trugschluss, wie sich kurze Zeit später herausstellte. Die Kirschessigfliege befiel auch die Bäume der Fischers und zerstörte die Ernten. Der Befall wurde immer grösser und setzte auch immer früher ein, erklärt Fischer. «Es blieb jedes Jahr nur noch ein grosser Frust.»
Aber nicht nur die Kirschessigfliege, auch Frostnächte im Frühling machten der Familie zu schaffen und brachte sie dann zum schwierigen Entscheid, die Kirschplantage bei Riehen mit den 760 Bäumen aufzugeben.
Mit dem Frost beginnt die Rodungs-Aktion
In den letzten Wochen haben die Fischers damit begonnen, die ersten Bäume zu roden, beim nächsten Frost sollen dann weitere folgen. Eine Alternative zu dieser radikalen Massnahme sah Markus Fischer keine. Die Bekämpfung der Kirschessigfliege ist sehr intensiv. Die befallenen Kirschen können nicht mehr verwendet werden. «Der Essig-Geschmack ist sehr intensiv. Man kann die Kirschen nicht mal mehr zum Schnaps brennen brauchen.»
Die Familie Fischer steht mit ihrem Entscheid indes nicht alleine da. In der Kirschenregion Basel hätten schon mehrere Bauern ihre Plantagen aufgegeben wegen der Kirschessigfliege.
Vor allem Bauern, die nicht nur von Kirschen leben, hätten sich vom Obstbau verabschiedet, heisst es auf Anfrage beim Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain des Kantons Baselland in Sissach. Der Aufwand sei für viele schlicht zu gross geworden.
Die Leute waren richtiggehend verrückt nach den Kirschen.
Und so endet auch in Riehen eine Tradition der Familie Fischer, die ihre Kirschen jedes Jahr unter anderem direkt ab Hof verkaufte. Eine Verkäuferin erinnert sich: «Der Kirschenverkauf war ein Treffpunkt in Riehen. Es bildeten sich regelmässig lange Schlangen. Die Leute waren richtiggehend verrückt nach den Kirschen.»
Markus Fischer blickt dennoch optimistisch in die Zukunft. «Wo eine Tür zu geht, geht eine andere wieder auf», sagt er. Was mit dem Stück Land passiert, auf dem die Kirschbäume standen, ist noch unklar.
Wo eine Tür zu geht, geht eine andere wieder auf.
Die gerodeten Bäume wurden derweil in ein Holzkraftwerk gebracht, wo aus den Kirschbäumen der Fischers nun Wärme entsteht. Ein paar wenige Bäume sollen jedoch stehen bleiben, quasi als Erinnerung. «Sämtliche Bäume zu roden, habe ich nicht übers Herz gebracht», sagt Markus Fischer.