Warum müssen die Wasserpflanzen im Rhein weg? Für Schwimmerinnen und Schwimmer sind sie lästig – für Motorboote können sie gefährlich werden. Denn bei Kleinbooten können sich Unterwasserpflanzen in der Antriebsschraube verfangen. Dies wiederum kann dazu führen, dass das Boot manövrierunfähig wird und mit Schwimmern oder dem Ufer zusammenstösst. Im Rhein bei Basel kommen deshalb in diesen Tagen Taucher zum Einsatz, um den dichten Pflanzenteppich aus Wasserhahnenfuss zurückzuschneiden, eine schnell wachsende Wasserpflanze mit langen Stängeln und kleinen weissen Blüten.
Wie schneiden die Taucher die Pflanzen? Die drei Berufstaucher haben bereits Übung. Es ist nicht das erste Jahr, in dem es im Rhein mehr Pflanzenbewuchs in Ufernähe hat als sonst. Die Pflanzen werden von Hand geschnitten, mit einer Sichel. Das selektive Schneiden sei nötig, um die ökologisch wertvollen Pflanzenarten zu erhalten. Der Grasteppich wird auf rund einen halben Meter getrimmt, so dass genügend Abstand zur Wasseroberfläche und genügend Lebensraum für die Tiere bestehen bliebt. Unter den aktuellen Bedingungen, tiefer Pegel und gute Sicht, sei der Einsatz ungefährlich, sagt Taucher Gilles Engesser.
Warum werden nicht alle Wasserpflanzen in Ufernähe entfernt? Die Wasserpflanzen sind zwar lästig für Schwimmerinnen und Schwimmer, für die Fische sind sie jedoch sehr wichtig. Fische und andere Lebewesen können sich zurückziehen, um sich vor Raubfischen zu schützen oder ihr Laich abzulegen. Deshalb braucht es für das Zurückschneiden auch eine Bewilligung des Kantons. «Es gibt strenge Auflagen. Die Pflanzen dürfen nur an Stellen geschnitten werden, wo wirklich eine Gefahr besteht», sagt Markus Kilchherr vom Basler Bau- und Verkehrsdepartement.
Hat es in diesem Jahr mehr Wasserpflanzen? «Es hat mehr als in anderen Jahren», sagt Kilchherr. Grund: Wasserpflanzen lieben warmes Wasser und viel Licht. Die Wassertemperatur im Rhein ist derzeit höher als sonst. Bereits Anfang Juli erreichte der Rhein bei Basel eine Wassertemperatur von 25 Grad. Die Durchschnittstemperatur im Juli betrug zwischen 1995 und 2020 jedoch knapp 21 Grad. Zudem gab es Anfang Juli eine längere Schönwetterperiode mit viel Sonnenschein, ideal für das Pflanzenwachstum.
Sind neue Stellen dazugekommen? Die Ausbreitung der Wasserpflanzen habe sich am Rhein bei Basel in den letzten zwei Jahren stabil gehalten, so Kilchherr. Aber vermutlich seien die Stellen dichter geworden, deshalb werden sie auch mehr von den Schwimmerinnen und Schwimmern bemerkt. In Basel gibt es drei Hotspots: Das Kleinbasler Ufer am Unteren und Oberen Rheinweg, aber auch im Bereich des Rheinbads St. Johann auf der Grossbasler Seite.
Was finden die Taucher neben den Wasserpflanzen im Rhein? Neben Wasserpflanzen stossen die Taucher regelmässig auf verlorene Gegenstände wie Sonnenbrillen und Handys – aber auch auf kaputte Flaschen und Scherben. «Sogar Waffen haben wir schon entdeckt», sagt Engesser. Elektroscooter hingegen landen inzwischen seltener im Rhein. «Das war eine Zeit lang ein grösseres Problem.»