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Wegen Schwimmern und Booten Rheinschnitt! Warum Taucher jetzt zur Sichel greifen

Im Rhein bei Basel breiten sich Wasserpflanzen aus – mit Folgen für Schwimmer und Boote. Jetzt greifen Taucher ein.

Warum müssen die Wasserpflanzen im Rhein weg? Für Schwimmerinnen und Schwimmer sind sie lästig – für Motorboote können sie gefährlich werden. Denn bei Kleinbooten können sich Unterwasserpflanzen in der Antriebsschraube verfangen. Dies wiederum kann dazu führen, dass das Boot manövrierunfähig wird und mit Schwimmern oder dem Ufer zusammenstösst. Im Rhein bei Basel kommen deshalb in diesen Tagen Taucher zum Einsatz, um den dichten Pflanzenteppich aus Wasserhahnenfuss zurückzuschneiden, eine schnell wachsende Wasserpflanze mit langen Stängeln und kleinen weissen Blüten.

Wasserpflanzen
Legende: Wasserhahnenfuss im Rhein – die Pflanzen werden bis auf einen halben Meter zurückgeschnitten. zvg/Serge Stephany

Wie schneiden die Taucher die Pflanzen? Die drei Berufstaucher haben bereits Übung. Es ist nicht das erste Jahr, in dem es im Rhein mehr Pflanzenbewuchs in Ufernähe hat als sonst. Die Pflanzen werden von Hand geschnitten, mit einer Sichel. Das selektive Schneiden sei nötig, um die ökologisch wertvollen Pflanzenarten zu erhalten. Der Grasteppich wird auf rund einen halben Meter getrimmt, so dass genügend Abstand zur Wasseroberfläche und genügend Lebensraum für die Tiere bestehen bliebt. Unter den aktuellen Bedingungen, tiefer Pegel und gute Sicht, sei der Einsatz ungefährlich, sagt Taucher Gilles Engesser.

Mann auf Boot, Taucher im Wasser
Legende: Getaucht wird in Ufernähne von einem Boot aus. Gemäht werden die Wasserpflanzen mit einer Handsichel. SRF/Lisa Garberson

Warum werden nicht alle Wasserpflanzen in Ufernähe entfernt? Die Wasserpflanzen sind zwar lästig für Schwimmerinnen und Schwimmer, für die Fische sind sie jedoch sehr wichtig. Fische und andere Lebewesen können sich zurückziehen, um sich vor Raubfischen zu schützen oder ihr Laich abzulegen. Deshalb braucht es für das Zurückschneiden auch eine Bewilligung des Kantons. «Es gibt strenge Auflagen. Die Pflanzen dürfen nur an Stellen geschnitten werden, wo wirklich eine Gefahr besteht», sagt Markus Kilchherr vom Basler Bau- und Verkehrsdepartement.

Wels
Legende: Ein Wels im Rhein. Fische verstecken sich gerne in den Wasserpflanzen vor solchen Raubtieren. zvg/Serge Stephany

Hat es in diesem Jahr mehr Wasserpflanzen? «Es hat mehr als in anderen Jahren», sagt Kilchherr. Grund: Wasserpflanzen lieben warmes Wasser und viel Licht. Die Wassertemperatur im Rhein ist derzeit höher als sonst. Bereits Anfang Juli erreichte der Rhein bei Basel eine Wassertemperatur von 25 Grad. Die Durchschnittstemperatur im Juli betrug zwischen 1995 und 2020 jedoch knapp 21 Grad. Zudem gab es Anfang Juli eine längere Schönwetterperiode mit viel Sonnenschein, ideal für das Pflanzenwachstum.

Biel: «Seekühe» im Einsatz

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Schiff mit Wassergras
Legende: Keystone/Ennio Leanza

Während im Rhein bei Basel Taucher Wasserpflanzen mähen, kommen in Seen oft grössere Mähmaschinen zum Einsatz.

Diese sogenannten «Seekühe» schneiden die Wasserpflanzen im grossen Stil, wie zum Beispiel im Bootshafen von Rapperswil (im Bild) oder beim Seebad von Biel.

Eine solche «Seekuh» haben die Behörden auch in Basel ausprobiert. Taucher könnten jedoch mehr Rücksicht auf die Ökologie im Rhein nehmen und den grünen Teppich optimaler zurückschneiden.

Sind neue Stellen dazugekommen? Die Ausbreitung der Wasserpflanzen habe sich am Rhein bei Basel in den letzten zwei Jahren stabil gehalten, so Kilchherr. Aber vermutlich seien die Stellen dichter geworden, deshalb werden sie auch mehr von den Schwimmerinnen und Schwimmern bemerkt. In Basel gibt es drei Hotspots: Das Kleinbasler Ufer am Unteren und Oberen Rheinweg, aber auch im Bereich des Rheinbads St. Johann auf der Grossbasler Seite.

Was finden die Taucher neben den Wasserpflanzen im Rhein? Neben Wasserpflanzen stossen die Taucher regelmässig auf verlorene Gegenstände wie Sonnenbrillen und Handys – aber auch auf kaputte Flaschen und Scherben. «Sogar Waffen haben wir schon entdeckt», sagt Engesser. Elektroscooter hingegen landen inzwischen seltener im Rhein. «Das war eine Zeit lang ein grösseres Problem.»

Regionaljournal Basel 15.7.25 17:30 Uhr ; 

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