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Weihnachten für Gastronomie Firmen-Weihnachtsessen als Silberstreifen am Beizer-Horizont

Weihnachtsessen sind für viele Restaurants ein Highlight nach der Pandemie-Flaute: Der Buchungsstand weckt Hoffnungen.

Die Pandemie traf die Gastronomie hart: Restaurants mussten per Behördenerlass zeitweise schliessen, und als sie wieder öffnen durften, wagte sich ein Teil der Kundschaft nicht unter die Leute.

Geschlossenes Restaurant
Legende: Zwangspause wegen Corona: Im Januar 2021 durfte auch das Café Haug im Dorfzentrum von Schwyz niemanden bedienen. Keystone / Urs Flüeler

Die letzten beiden Jahre gingen daher vielen Wirten ans Eingemachte, doch jetzt erscheint mit der Weihnachtsbeleuchtung ein Silberstreifen am Horizont: Die bei vielen Unternehmen üblichen Weihnachtsessen ziehen wieder an, mancherorts markant.

Wer zum Beispiel im Grossraum Chur jetzt noch keinen Saal reserviert hat, muss suchen, weil laut Wirteverband schon 80 Prozent der Plätze verbucht seien. Auch in Zürich werden manche Restaurants überrannt und müssen bereits Anfragen abweisen.

Es ist noch nicht ganz voll, aber ein sehr hoher Buchungsstand.
Autor: Franz Sepp Caluori Präsident Gastro Graubünden

In Basel stellen diverse Wirte eine rege Nachfrage für solche Anlässe fest. «Im Vergleich zum letzten Jahr nimmt das ziemlich stark zu», sagt etwa Karim Frick, Wirt des Restaurants Löwenzorn - und zwar bei Weihnachtsessen wie täglichen Reservationen von Firmen. Und Alexandre Kaden von der Safran Zunft sagt: «Gruppen kommen wieder für die Weihnachtsessen. Die Nachfrage ist wirklich hoch.»

Freude macht Restaurants auch, dass nicht nur die Tische und Säle sich füllen, sondern dass teils auch das Portemonnaie locker sitzt. Laut dem Zürcher Gastro-Unternehmer Rudi Bindella sind manche Firmen 2022 grosszügiger, schenkten ihren Angestellten zum Beispiel einen besseren Wein aus.

festlicher Tisch
Legende: Mancherorts melden sich grosse Gruppen an: in diesem Bild ein Festsaal im Schlossberg Thun (Archivbild). Keystone / Peter Schneider

Dasselbe registriert auch Franz Sepp Caluori, Präsident des Verbandes Gastro Graubünden: Firmen hätten zwei Jahre lang auf Anlässe verzichtet und damit Geld eingespart, das sie jetzt ausgeben könnten. Rudi Bindella freut sich, dass seine Restaurants nun die Umsätze von vor 2019 wieder erreichten. In Graubünden sieht der Wirteverband ebenfalls bald wieder eine Situation wie in der Vor-Corona-Zeit.

Es fühlt sich normal an – und das ist ein gutes Gefühl.
Autor: Catherine Leonhard Direktorin Hotel Krafft, Basel

Der höhere Umsatz kann allerdings auch daran liegen, dass Beizen aufgeschlagen haben wegen der Teuerung. Darauf weist Urs Pfäffli hin, Präsident des Verbandes Gastro Zürich.

Der Lichtblick erscheint aber nicht allen Beizern gleich hell. So stellte der Inhaber des Restaurants Viertelkreis am Basler Stadtrand, Christoph Lehmann, in den letzten Wochen wieder zahlreiche Krankheitsfälle und deswegen Absagen und reduzierte Gruppen fest.

Kleinere Gruppen und Budgets wegen Unsicherheit

Auch in Winterthur hat Gastro-Verbandspräsident Thomas Wolf für das eigene Restaurant Bahnhöfli Wülflingen trotz einer Buchungszunahme eine kleinere Nachfrage für Weihnachtsessen als vor Corona. Zudem seien Gruppen kleiner und Budgets für diese Anlässe bescheidener. Er führt dies auf eine Unsicherheit in der Wirtschaft zurück.

Neben euphorischen Stimmen gibt es also auch vorsichtige. Der Schweizer Verband GastroSuisse hat zwar einige Rückmeldungen von Mitgliedern erhalten, kann daraus die Situation aber nicht zuverlässig einordnen. So bleibt offen, wo der Boom stattfindet und was dabei den Erfolg ausmacht.

Kleinere Karte, weniger offen

Auf einen Erfolgsfaktor weist der Bündner Verbandspräsident Franz Sepp Caluori hin: Manche Gastro-Unternehmer hätten aus der Corona-Krise Lehren gezogen. Diese hätten etwa mit kürzeren Öffnungszeiten Personalkosten gesenkt oder mit kleineren Karten heute weniger verderbliche Ware im Kühlschrank.

Wer also die Hausaufgaben gemacht hat, steht besser da. Trotz politischer Krisen und steigender Preise strahlt Caluori Optimismus aus: «Es herrscht eine Aufbruchsstimmung.»

SRF1 Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 15.11.2022, 06:31 Uhr ; 

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