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Wein-Pioniere aus der Schweiz Wie Freiburger den Wein nach Russland brachten

Ein Winzer-Paar vom Murtensee hat geholfen, den Wein in Russland wieder zu etablieren.

Diese Woche ist die Traubenernte in Russland zu Ende gegangen. «Wir haben hier dieselbe Tradition eingeführt, die wir in der Schweiz haben: Wir fahren mit einem geschmückten Camion durch das Dorf und machen ein Fest», sagt Marina Burnier. Sie ist auf ihrem russischen Weingut und telefoniert mit ihrem Mann Renaud, der auf ihrem Weingut in der Schweiz ist. Das Ehepaar pendelt ständig hin und her.

Auch in der Schweiz ist die Traubenernte vorbei. Es war aber ein schwieriges Jahr, sagt Renaud Burnier. Frost im Frühling, Regen im Sommer, die Pilzkrankheit falscher und echter Mehltau. Da sei es in Russland deutlich einfacher: «Dort ist das Klima stabiler.»

Mont Vully
Legende: Die Reben am Murtensee, am Fusse des Mont Vully: Klein, verwinkelt und steil. zvg/Domaine Burnier

Am Murtensee in der Vully-Region kümmern sich insgesamt drei Leute um fünf Hektaren Reben – in Russland sind es mit 50 Hektaren und 30 Angestellten zehnmal mehr. Dort produzieren sie rund 200'000 Flaschen pro Jahr. Ihr Weingut ist in Russland zwar eines der kleineren, aber eines der ersten, das vor 20 Jahren den Qualitätswein zurück ins Land, in die Kaukasus-Region brachte.

Weingut in Russland
Legende: Das Weingut am Schwarzen Meer in Russland: viel grösser und flacher. zvg/Domaine Burnier

Unter der sowjetischen Führung von Michail Gorbatschow wurde der Wein in Russland praktisch verboten. Mitte der 1980er Jahre wurde gegen Trunkenheit gekämpft, Wodka-Produktionen wurden geschlossen, Weinreben ausgerissen.

Der Anfang war schwierig

Renaud Burnier war von klein auf fasziniert von Russland. Seine Urgrosstante war Haushälterin der Zaren-Familie in Moskau gewesen und habe ihm als kleinen Jungen Geschichten darüber erzählt. Als ausgebildeter Winzer traf er Jahre später Marina, eine Russin, die in Bern studierte und bei ihm am Murtensee Wein degustierte.

Die beiden heirateten und reisten nach Moskau: «Ich war erstaunt, dass es gar keinen russischen Wein gab.» So beschlossen sie, selbst ein Weingut aufzubauen, suchten drei Jahre nach dem richtigen Ort und fanden 2001 ein Stück Land am Schwarzen Meer, wo früher bereits Wein angebaut worden war.

Alles war verlassen und zerstört.
Autor: Renaud Burnier Winzer aus dem Kanton Freiburg

«Vor 200 Jahren waren es auch schon Schweizer, die die Weintradition nach Russland brachten», erzählt Marina Burnier. Bis sie dies erneut schafften, brauchte es viel: «Alles war zerstört», sagt Renaud. Sie hätten das ganze Material aus der Schweiz mitbringen müssen, ausser den typischen Vully-Trauben wie Chasselas und Pinot Noir – in Russland ist es zu heiss für sie. Sie setzten auf Chardonnay, Merlot oder die russische Sorte Krasnostop.

Weingut in Russland
Legende: Beim Bau des Weinkellers in Russland hätten sie zwar kaum Auflagen gehabt, sagt Renaud Burnier. Bei der Produktion seien die Regeln aber viel strenger gewesen. zvg/Domaine Burnier

Dabei habe es aber viele Diskussionen mit den russischen Behörden gebraucht: «Es gab sehr strenge Regeln für die Alkoholproduktion. Das war schwierig und teuer», erzählt Marina. Zudem wussten sie jahrelang nicht, ob dort tatsächlich guter Wein produziert werden kann. «Erst 2005, als wir unseren ersten Wein versuchen konnten, merkten wir, dass wir uns nicht geirrt hatten», meint Renaud Burnier.

Weintrend in Russland

Sie begannen, den Wein zu vermarkten – vor allem in der Kunst- und Musikszene, führten Präsentationen und Degustationen durch und konnten ihren Wein schliesslich an den Olympischen Spielen in Sotschi ausschenken. Der russische Wein gewann allgemein an Bedeutung, Oligarchen begannen zu investierten, was half: «Jetzt gibt es in Russland diesen Trend nach Qualitätswein. Die Behörden sind viel offener geworden», erzählt Marina.

Zudem ist das Interesse nach russischem Wein im Ausland gestiegen. «Wir haben bereits nach Hongkong oder Belgien verkauft», sagt Renaud. Das nächste Ziel der Burniers nach 20 Jahren russischer Weinproduktion: Den Qualitätswein, den sie in Russland etabliert haben, in die ganze Welt zu exportieren.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 03.11.2021, 17:30 Uhr

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