«Es ist ein Meilenstein», sagt Botond Roska, Co-Leiter des Basler Augenforschungsinstituts IOB. Ein seit Jahrzehnten erblindeter Patient konnte nach der Gentherapie in einem ersten Versuch zwar keine Zeitung lesen. Aber er erkannte Objekte, die vor ihm ausgebreitet waren.
Gentherapie macht's möglich
Gelungen ist die Weltpremiere einem internationalen Forschungsteam, zu dem auch Botond Roska gehört. Er hat am Durchbruch entscheidenden Anteil mit seiner Forschung im Bereich Optogenetik. Dabei werden Zellen der Netzhaut mittels Gentechnik so umprogrammiert, dass diese Lichtimpulse weiterleiten können.
Bei vielen Blinden ist eine Schicht der Netzhaut defekt. Daher können sie nichts mehr sehen. Mit der Optogenetik werden bisher nicht lichtempfindliche Zellen lichtempfindlich gemacht. Bei den modifizierten Zellen handelt es sich um jene der Ganglien. Die Ganglien transportieren die Informationen des Auges ans Gehirn. Eigentlich sind die Ganglien nicht lichtempfindlich, werden es aber nach der Gentherapie.
Vorteile der Gentherapie
«Die Ergebnisse der Studie sind vielversprechend, auch wenn sie nur von einem einzigen Patienten stammen», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. «Allerdings gibt es auch andere Verfahren, um Blinde wieder sehend zu machen.» Zum Beispiel, indem man Blinden einen Chip ins Auge einpflanze. «Welche Verfahren sich durchsetzen werden, kann man noch nicht sagen. Aber das optogenetische Verfahren hat sicher gute Chancen», so Thomas Häusler.
Der erfolgreiche Versuch mit dem Blinden, der dank der Optogenetik erstmals Gegenstände erkennen konnte, wurde am Montagabend in der renommierten Fachzeitschrift «Nature Medicine» publiziert.
Am IOB arbeiten rund 115 Forschende. Es wird vom Pharmakonzern Novartis, der Universität Basel, dem Unispital Basel und dem Kanton Basel-Stadt finanziert.