- Die Anzahl jener Menschen, die in der Schweiz mindestens einmal wirtschaftliche Sozialhilfe bezogen haben, ist 2018 erstmals seit zehn Jahren zurückgegangen.
- Sie sank um 5600 auf gut 272'700 Personen.
- Landesweit beträgt die Quote nun 3.2 Prozent. Zuvor lag sie 0.1 Prozentpunkte höher.
In rund der Hälfte aller Kantone hat die Sozialhilfequote abgenommen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Lediglich in den Kantonen Glarus, Jura und Wallis ist sie gestiegen. Nicht in der Statistik enthalten ist die Sozialhilfe im Asyl- und Flüchtlingsbereich.
Gute Chancen für Jüngere und gut Ausgebildete
Die grössten Chancen, sich durch eine Verbesserung der Erwerbssituation von der Sozialhilfe abzulösen, haben Paare mit einem oder zwei Kindern. In diesen Fällen können potenziell zwei erwachsene Personen ein Erwerbseinkommen erzielen.
Je besser die Ausbildung, desto höher ist die Chance, von der Sozialhilfe wegzukommen. Das gilt aber nicht bei den über 56-Jährigen. Von ihnen finden auch bei hohem Ausbildungsstand wegen der schlechten Arbeitsmarktchancen nur 3.7 Prozent aus der Mühle der Sozialhilfe heraus, dreimal weniger als bei den 26- bis 35-Jährigen. Die tiefsten Ablösequoten weisen Alleinlebende und Einelternfamilien aus.
Kantonale Unterschiede
In acht Kantonen – Schwyz, Glarus, Schaffhausen, Appenzell Ausserrhoden, Tessin, Wallis, Genf und Jura – war gemäss BFS-Tabelle eine leichte Zunahme zu verzeichnen. Allgemein haben Kantone mit städtischen Zentren überdurchschnittliche Sozialhilfequoten, während ländlich geprägte Kantone tiefe Quoten ausweisen.
Hohe Anteile an Sozialhilfebezügern haben beispielsweise Neuenburg, Basel-Stadt, Genf, Waadt und Bern. Die niedrigsten verzeichnen die Urkantone und Appenzell Innerrhoden.
Mehr Sozialfälle in Städten als in Dörfern
Es gilt ungefähr: Je grösser die Gemeinde, desto höher die Sozialhilfequote. In Städten mit 100'000 Einwohnerinnen und Einwohnern oder mehr liegt die Sozialhilfequote bei 5.8 Prozent und auch bei Städten mit 50'000 bis 99'999 Einwohnerinnen und Einwohnern ist sie mit 5.3 Prozent erhöht.
Hingegen liegt sie bei Gemeinden mit weniger als 10'000 Einwohnerinnen und Einwohnern unter dem schweizerischen Gesamtwert. Insbesondere Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern verzeichnen mit 1.8 Prozent eine unterdurchschnittliche Sozialhilfequote.
Ein erhöhtes Risiko, Sozialhilfe beziehen zu müssen, haben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Geschiedene und Personen ausländischer Staatsangehörigkeit. Minderjährige weisen eine Sozialhilfequote von 5.2 Prozent auf, Ausländerinnen und Ausländer von 6.1 Prozent und Geschiedene von 5.5 Prozent.
Weniger Asylsuchende, mehr Flüchtlinge
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Rückgang des Sozialhilferisikos laut BFS bei den 18- bis 35-Jährigen sowie bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am stärksten ausgeprägt. In den letzten drei Jahren lässt sich der Rückgang in der Sozialhilfe vor allem bei Asylsuchenden feststellen – von 35'800 im Jahr 2016 auf 18'200 Personen im Jahr 2018. Das ist freilich vor allem den fallenden Zahlen der neuen Asylgesuche geschuldet.
Gestiegen ist hingegen die Anzahl der Sozialhilfebeziehenden, welche als Flüchtlinge mit Asyl oder als vorläufig aufgenommene Personen in der Schweiz leben, und zwar von 21'900 beziehungsweise 22'800 Personen im Jahr 2016 auf 31'900 beziehungsweise 31'800 Personen im Jahr 2018.