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Weniger schädliche Emissionen Wissenschaft nimmt die Gülle unter die Lupe

Nutztiere belasten die Umwelt mit Stickstoff und Phosphor. Wie es besser ginge, lässt der Kanton Luzern nun wissenschaftlich prüfen.

In keinem Kanton der Schweiz hat es mehr Nutztiere als in Luzern. Die Zahlen sind beeindruckend: Fast ein Drittel aller Schweizer Schweine wohnt hier – nämlich rund 430'000.

Eine sehr hohe Dichte an Nutztieren bedeutet allerdings auch einen überdurchschnittlich hohen Schadstoffausstoss. Mit einem Forschungsprojekt will der Kanton nun Erkenntnisse gewinnen, die mithelfen könnten, die Schadstoffe zu reduzieren.

Die neue Messstation der Agroscope
Legende: Die neue Messstation der Agroscope im Einsatz. SRF

Die Forschungsstelle Agroscope des Bundes hat eigens dafür eine neue Messstation im Einsatz. Diese untersucht Mist und Kompost auf ihre Inhaltsstoffe. «Messen, messen, messen!», fasst Projektleiter Thomas Steinsberger seine Aufgabe zusammen. Verkürzt gesagt, analysieren die Forschenden, was die Tiere fressen und was dann wieder hinten hinausgeht.

Von den Messresultaten lernen

«Es wichtig zu wissen, welche Nährstoffe im Hofdünger sind», sagt Steinsberger, «denn dann können die Landwirtinnen und Landwirte daraus lernen, welche Massnahmen die Qualität verbessern.» Es gehe darum, auf den Betrieben einen Nährstoff-Kreislauf zu etablieren, bei dem möglichst wenig Stickstoff und Phosphor Böden, Wasser und Luft belasten.

Beim Forschungsprojekt machen 26 Betriebe mit. Einer davon ist jener von Bruno Feierabend aus Inwil mit rund 500 Schweinen. «Wir machen hier schon vieles», sagt er. «Wir bereiten Hofdünger auf, wir fermentieren und kompostieren.» Vom Forschungsprojekt erhofft er sich Antworten auf die Frage, «ob das, was wir hier machen, funktioniert oder nicht.»

Grafik, die zeigt, dass die Ammoniakbelastung der Böden nur langsam zurückgeht.
Legende: Die Ammoniakbelastung der Böden geht nur langsam zurück. SRF

Sicher ist: Obwohl das Thema Schadstoffe in der Landwirtschaft seit Jahren heiss diskutiert wird, hat sich die Situation im Kanton Luzern nicht wie gewünscht verändert. Trotz aller Bemühungen sinken die Ammoniakwerte in den Böden nur langsam.

Zu langsam, findet etwa Sabine Heselhaus, Co-Präsidentin der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz. Zwar werde immer von einer Transformation in der Landwirtschaft gesprochen, sagt sie. «Was mich aber ein bisschen traurig stimmt, ist, dass eine richtige Transformation – also eine Änderung der üblichen Lebensmittelproduktion – nicht stattfindet.»

Weniger Tiere als Lösung?

Eine nahe liegende Änderung wäre es, die Bestände zu reduzieren. Weniger Tiere stossen auch weniger Schadstoffe aus. «Das wäre zwar eine Möglichkeit», räumt Markus Kretz ein. Der Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands relativiert aber: «Der Selbstversorgungsgrad beim Fleisch ist in der Schweiz überall unter 100 Prozent, beim Poulet sogar unter 60 Prozent. Es kann nicht das Ziel sein, unseren Fussabdruck einfach woanders hin zu verlagern. Wir wollen unsere Probleme hier lösen.» Solange die Nachfrage nach Fleisch noch so hoch sei, sei es am sinnvollsten, die Produktion hier zu verbessern.

Es kann nicht das Ziel sein, unseren Fussabdruck einfach woanders hin zu verlagern.
Autor: Markus Kretz Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands

Dass es mit dem Umweltschutz in der Landwirtschaft zu langsam vorwärts geht, bestreitet auch der zuständige Luzerner Regierungsrat Fabian Peter. «Die Bauern müssen immer wieder investieren und dann braucht es Zeit, diese Investitionen zu amortisieren.» Es gehe nur Schritt für Schritt, sagt Peter und fügt an: «Lieber kleine Schritte als gar keine.»

Lieber kleine Schritte als gar keine.
Autor: Fabian Peter Luzerner Regierungsrat

Die Grundlagen für die nächsten Schritte soll nun die neue Messstation liefern. Sie soll mit technischer Innovation dazu beitragen, dass die Landwirtschaft die Umwelt künftig weniger belastet.

Regionaljournal Zentralschweiz, 13.06.2022, 17:30 Uhr ; 

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