Es ist die Schattenseite des fröhlichen «Eiertütschens» an Ostern, von der viele Konsumentinnen und Konsumenten nichts mitbekommen: Die Produktion der tausenden Eier geht mit einer grossen Lebensmittelverschwendung einher.
Hühner können nämlich nur während etwa eines Jahres täglich ein Ei legen, nachher nimmt ihre Leistung ab und deshalb werden sie bald aussortiert. Das bedeutet konkret: Sie werden getötet. Aber in den meisten Fällen nicht, um dann als Pouletfleisch auf unseren Tischen zu landen. Sondern, um direkt in der Biogasanlage entsorgt zu werden. Über eine Million Hühner landen in der Schweiz so im Abfall.
Das hat einen wirtschaftlichen Grund. Das Fleisch von Legehennen - sogenannte Suppenhühner - ist zäh und kann deshalb nicht gewinnbringend verkauft werden. Schon das Schlachten lohne sich nicht, in Anbetracht des tiefen Preises, den das Fleisch einbringt. «Es ist genau gleich teuer, ein Huhn mit mehr oder mit weniger Fleisch zu schlachten», erklärt Marc Keller, Eierproduzent aus dem bernischen Freimettigen.
Mit dieser Aktion möchten wir ein Zeichen setzen, dass man die Legehennen nicht vergast.
Die massenhafte Verschwendung von Hühnerfleisch ist also Realität. Doch was dagegen tun? Ein Ansatz ist: Wieder vermehrt Suppenhühner in der Restauration einsetzen. Genau das hat sich Daniel Gehriger, Leiter der Gastronomie des Luzerner Kantonsspitals, vorgenommen. Er hat bei Marc Kellers Eierbetrieb ganze 2000 Suppenhühner eingekauft.
«Mit dieser Aktion möchten wir ein Zeichen setzen, dass man die Legehennen nicht vergast. Dass man Lebensmittel nicht zur Biogasanlage bringen sollte, sondern in der Küche verwenden kann», sagt Gehriger. Und dies auf durchaus kreative Art und Weise. In der Luzerner Spitalküche entsteht aus dem Suppenhuhnfleisch köstlicher Hackbraten oder auch saftiger Fleischkäse.
Als Grossbetrieb, der täglich 3500 Mahlzeiten produziere, könne das Spital alles verwerten, rechnet Daniel Gehriger vor: «Die 2000 Hühner geben rund 1000 Kilo Fleisch. Das ergibt circa 7000 Mahlzeiten.»
Klar ist allerdings auch: Angesichts der Tatsache, dass schweizweit jährlich über eine Million Hühner entsorgt werden, kann auch eine Grossküche wie diejenige des Luzerner Spitals nur einen kleinen Beitrag zur Lösung des Problems beitragen. Es müsste noch viel mehr gehen, weiss man auch beim Schweizer Eier-Branchenverband Gallosuisse. Dort leitet Karin Frederiks das Projekt Suppenhuhn: «Das einfachste Rezept wäre: Wenn jeder Haushalt in der Schweiz einmal im Jahr ein Suppenhuhn machen würde. Dann hätten wir das Problem nicht mehr.»