Heftige Gewitter hatten im Juli 2015 in der Region Scuol schwere Schäden angerichtet. Betroffen war auch das Val S-charl. Die Verbindungsstrasse von Scuol zum Weiler S-charl wurde von sieben grossen Murgängen verschüttet. Der Ort war wegen dieser Rüfen mehrere Tage abgeschnitten, dutzende Personen mussten auf dem Luftweg evakuiert werden.
Nur zwei Jahre später erwischte es das Unterengadiner Seitental erneut. Auch dieses Mal mussten Menschen aus dem Tal gerettet werden, erinnert sich Arno Kirchen, Leiter der technischen Betriebe der Gemeinde Scuol. Verletzt oder verschüttet wurde damals niemand.
Wir können viel schneller reagieren.
Seit 2019 kann das Val S-charl dank eines Frühwarnsystems gesperrt werden. Allerdings mussten die Schlagbäume auf beiden Seiten des Tals bis jetzt von Hand bedient werden. Ab nächstem Sommer geht das automatisch. Das bringe einiges: «Wir können viel schneller reagieren», sagt Kirchen.
Und so funktioniert das System: Der staatliche Wetterdienst, Meteo Schweiz, überwacht das Wetter in der Region. Sind schwere Gewitter im Anzug, die viel Regen bringen könnten, erhält der Pikett-Dienst in Scuol eine SMS. Dieser entscheidet, wie gross die Gefahr von Rüfen ist. Im Ernstfall aktiviert er Warnlampen und sperrt die Strasse.
Was aber, wenn sich bereits jemand im gesperrten Streckenabschnitt befindet? Für diesen Fall gebe es sichere Warteräume, erklärt Kirchen. Orte also, die von einem Murgang nicht verschüttet werden können. Sie sind mit Lichtsignal gekennzeichnet und auf Informationstafeln wird erklärt, wie man sich in einem Notfall zu verhalten hat.
«Am besten ist es, dort zu warten, bis die Gefahr vorbei ist. Das heisst, bis die Lichter ausgehen», erklärt Kirchen.
Erleichterung für Gemeinde
Das Rüfen-Warnsystem kostet insgesamt 305'000 Franken, der Kanton zahlt 232'000. In dieser Form gebe es ein solches Frühwarnsystem in der Schweiz noch nirgends, sagt Kirchen. «Wir sind froh, dass wir das nun haben.»
Der Leiter der technischen Betriebe in Scuol hofft, dass mit der neuen Lösung im Ernstfall verhindert werden kann, dass Personen zu Schaden kommen. Allerdings macht er sich keine Illusionen, ein Restrisiko bleibe in den Bergen immer.