Wer fährt, trinkt nicht: Das Motto der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) ist bekannt. Trotzdem haben sich ein Drittel der Schweizer schon mal alkoholisiert hinter das Steuer gesetzt. Das zeigte eine Studie des Vergleichsdienstes Comparis.
Gerade über die Festtage trinkt man gerne mal noch ein Glas mehr. Wer sicher nach Hause kommen möchte, kann auf die Organisation Nez Rouge zurückgreifen. Seit über 30 Jahren fahren Freiwillige über Weihnachten und Neujahr fahruntüchtige Personen und deren Autos nach Hause. Seit Jahren verzeichnet Nez Rouge eine steigende Zahl an Fahrten. Immer mehr Personen nutzen den Dienst und es braucht immer mehr Freiwillige.
Die meisten Fahrten im Aargau
Besonders rege genutzt wird der Dienst im Aargau, wo Nez Rouge während des gesamten Monats Dezembers unterwegs ist. In allen anderen Regionen der Schweiz fahren die Freiwilligen nur über die Festtage.
«Schweiz aktuell» hat ein Team im Aargau begleitet. Die freiwilligen Fahrer rücken stets zu zweit aus. So kann einer den Kunden mit dessen Auto nach Hause fahren, der andere folgt ihnen im Auto von Nez Rouge. «So kann man auch mal einen Porsche fahren», sagt die langjährige Mitarbeiterin Claudia Betschart schmunzelnd.
Die Teams werden von der Zentrale aus per SMS kontaktiert, wenn ein neuer Auftrag wartet. An den Wochenenden sind die Fahrer bis morgens um 03:30 Uhr unterwegs. An Silvester werden schon mal mehrere hundert Kilometer zurückgelegt. Entschädigt werden aber nur die gefahrenen Kilometer sowie Handyspesen in der Höhe von zehn Franken.
Trinkgelder sind notwendig
Das Angebot ist für den Kunden kostenlos, aber man darf den Fahrern ein Trinkgeld geben. Dieses ist für die Organisation Nez Rouge entscheidend, damit die Aktion überhaupt durchgeführt werden kann. «Wir rechnen mit rund einem Franken pro Kilometer, um unsere Unkosten zu decken. Dies machen wir zu einem grossen Teil mit den Trinkgeldern, aber auch von Sponsoren, die uns unterstützen.», sagt Heinz Fehlmann, Präsident des Vereins Nez Rouge Aargau. Für ihn ist Nez Rouge ein Herzensprojekt. «Hier kommen Freiwillige nicht nur um zu helfen, sondern auch, weil wir wie eine Familie sind.»
«Wir sind kein Taxidienst»
Fehlmann betont aber auch: «Wir sind kein Taxidienst. Unsere Fahrerinnen und Fahrer machen alles freiwillig und wir geben unser Bestes». Die Toleranz bei den Kunden sei auch schon grösser gewesen, sagt Fehlmann. So fehle es nicht immer am nötigen Verständnis, dass nicht immer alle Anfragen erfüllt werden können. Dennoch wurden alleine im Kanton Aargau über die Festtage fast 6000 Personen nach Hause gebracht – inklusive Auto.
In den meisten Regionen der Schweiz sind im vergangenen Jahr bis zu 1000 Fahrten mit Nez Rouge durchgeführt worden. Besonders viel unterwegs war die Organisation in den Regionen Luzern, Wallis und Jura mit bis zu 1600 Fahrten. Mit Abstand am häufigsten unterwegs ist Nez Rouge aber im Aargau.
1400 Freiwillige sind im Aargau als Fahrerin oder Fahrer eingeschrieben. Und es werden jede Woche mehr, sagt Vereinspräsident Fehlmann, während andere Regionen mit der Suche nach neuen Freiwilligen zu kämpfen haben. Wäre auch ein Austausch unter den Regionen denkbar? «Da gibt es noch zu viele administrative Hürden», so Fehlmann. So kann denn auch Nez Rouge nicht alle Hürden des föderalistischen Systems der Schweiz umfahren.
Sendebezug: SRF 4 News, 16:00 Uhr und «Schweiz aktuell» 02.01.2019, 19:00 Uhr