Er durchstöbert seit Jahrzehnten Felder im Fricktal. Werner Brogli hat über 100'000 Objekte gesammelt, darunter Feuersteinartefakte, die ihm als Kind wegen der glänzend braunen Farbe ins Auge gestochen waren. Nun wertet der Kanton seine Funde aus und weiss: 25'000 seiner Funde sind relevant. Eine späte Genugtuung für den Hobby-Archäologen, der jahrzehntelang von Profis belächelt wurde.
Angefangen hat das Sammeln als Kind, bei der Kartoffelernte auf dem Möhliner Feld, erzählt der Aargauer Werner Brogli. Das Gelände liegt auf den Gebieten der Gemeinden Möhlin, Wallbach und Zeiningen. Die gesammelten Objekte stammen aus 48 archäologischen Fundplätzen auf dem Möhliner Feld.
Meist dauert es nur ein paar Minuten, bis Brogli auf dem Feld einen Stein findet. Mehrheitlich sind es Funde aus der Steinzeit, Tausende bis Zehntausende Jahre alt. Fast täglich ist Werner Brogli auf dem Möhliner Feld unterwegs, auch beim Besuch von SRF. «Hier liegt etwas. Ein Klopf- oder Schlagstein. Mich fasziniert das immer, weil ich weiss, dass jemand jahrelang damit gearbeitet hat.»
Mamma Mia, das ist ein Silex-Messer!
Und schon ist es passiert, der soeben entdeckte Fund lässt Broglis Herz höher schlagen: «Mamma Mia, das ist ein Silex-Messer, wohl aus der Jungsteinzeit, 4000 bis 4500 vor Christus. Das kommt jetzt in ein schönes Schächteli.» Der pensionierte Lehrer hat hier schon einiges gefunden: Beile, Pfeilspitzen, Messer, Schlagsteine.
Brogli ist verheiratet, hat drei Kinder und elf Enkelkinder, ein reiches Leben. Seine Frau Lisbeth ist dennoch froh, hat er die Steine. «Wir haben es gut, seit über 50 Jahren, und es wird nie langweilig. Es ist schön und wichtig, dass jemand eine Leidenschaft hat. Es wäre ein Problem, wenn er das Hobby nicht hätte», meint sie.
Spät als einmalige Sammlung anerkannt
Lange war das Verhältnis zwischen dem Hobby-Archäologen und der Fachwelt schwierig, auch weil Brogli eigene Thesen hartnäckig vertritt. Inzwischen ist er in der Kantonsarchäologie gern gesehener Gast.
Die Erosion hat die Erdschichten im Gebiet Möhlinerfeld verändert, aber viele Steinobjekte sind noch gut erhalten. Die Mechanisierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Chemikalien aber hat ab den 1970er-Jahren den Funden zugesetzt. «Heute sind intakte prähistorische Strukturen durch das Pflügen bis über 50 Zentimeter Tiefe weitestgehend zerstört und verloren», heisst es beim Kanton.
Den Faustkeil habe ich mit 16 Jahren gefunden. Die Anerkennung folgte mit über 60.
Kantonsarchäologe Thomas Doppler wertet Broglis Funde aus. Die Sammlung sei sehr wertvoll und gebe Hinweise auf die älteste Siedlung im Kantonsgebiet, welche etwa 100'000 Jahre zurückliege. «Die Sammlung ist einmalig. Werner Brogli hat über 70 Jahre lang ein Gebiet von 15 Quadratkilometern abgesucht, und zwar systematisch.»
Brogli schätzt die Anerkennung: «Den Faustkeil hier habe ich mit 16 Jahren gefunden und war schon über 60, als er anerkannt wurde.» Der Fund sei eine absolute Seltenheit – ein Artefakt von schweizweit insgesamt sechs, heisst es beim Kanton.
Traum vom Kunstfund
Die Geschichte von Werner Brogli zeigt: Wer hartnäckig bleibt und seiner Passion nachgeht, kann auch Jahre später noch Erfolg haben. Wer weiss, welche Steinzeitspuren in den Fricktaler Feldern noch darauf warten, entdeckt zu werden.
Broglis Traum wäre es, Kunst aus der Steinzeit zu finden. Eine Figur eines Tieres oder Menschen. «Aber das war meist aus organischem Material. Die Hoffnung bleibt meistens einfach Hoffnung.»