«Kunstsammlung abzugeben – wer übernimmt sie?» Mit diesem ungewöhnlichen Zeitungsinserat sucht Ueli Diener jemanden, der seine Sammlung übernimmt. «Entweder wird die Sammlung nach meinem Tod verbrannt oder fortgeworfen, das will ich vermeiden», begründet der 77-Jährige das Inserat.
Wichtig zu sagen ist, dass die Sammlung nicht aus wertlosen Kitschobjekten oder Gerümpel besteht. Ueli Diener war jahrelang im Solothurner Kuratorium tätig. Dieses Gremium entscheidet darüber, welche Künstlerinnen und Künstler der Kanton finanziell unterstützt. Ausserdem leitete Ueli Diener lange Jahre eine kleine Galerie.
Ich will vermeiden, dass die Sammlung verbrannt wird.
Wie viel seine Sammlung wert ist, weiss Ueli Diener nicht. Denn für ihn ist nicht der materielle Wert entscheidend, sondern das Engagement, das er und seine verstorbene Frau Kathrin in über 50 Jahren in die Sammlung investiert haben. Es sind auch Werke von namhaften Künstlern wie Schang Hutter oder Cuno Amiet darunter. Werke von ihnen sind auch in verschiedenen Museen ausgestellt.
Kein Museum zeigt Interesse
Ueli Diener hat die Sammlung ausführlich dokumentiert. Die Werke sind in einem eigens gemieteten Lager untergebracht. Die Sammlung ist mit rund 380 Werken umfangreich. Sie besteht aus Gemälden, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen vornehmlich von Solothurner Künstlerinnen und Künstlern. Trotzdem will keines der Kunstmuseen im Kanton Solothurn die Sammlung übernehmen.
Blick in die Sammlung
«Wir erhalten sehr viele Anfragen und Angebote», sagt Katrin Steffen, Leiterin des Kunstmuseums Solothurn. Im Fall von Ueli Diener sei das Hauptproblem, dass er alle seine Werke nur gemeinsam abgeben wolle. «Das stellt für uns keinen gangbaren Weg dar», stellt Steffen klar. «Die Sammlung ist sehr heterogen und hat ausser dem Herkunftskanton Solothurn keinen spezifischen Schwerpunkt.»
Wir sammeln keine Werke für den Keller.
Das Problem ist, dass jedes der Solothurner Museen in der Sammlung einen eigenen Fokus hat. Teile von Ueli Dieners Sammlung würden also beispielsweise nach Solothurn passen, andere nach Grenchen. Aber die ganze Sammlung will keines der Museen.
«Wir sammeln keine Werke für den Keller», betont Katrin Steffen. «Wir wollen sicher sein, dass Werke, die wir entgegennehmen, auch eine Chance haben, gezeigt zu werden.» Dazu kommt: Kunstwerke zu verkaufen oder gar zu entsorgen, ist ein Tabu.
Museen tragen Verantwortung
Katrin Steffen gibt weiter zu bedenken, dass Museen, die Kunstwerke übernehmen, auch eine Verantwortung übernehmen. Eine Verantwortung, die auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler etwas kostet. «Es geht um Konservierung, eventuell Restaurierungen, um Implementierung in unsere Systeme, um Dokumentation, um fachgerechte Lagerung», zählt Steffen mögliche Kosten einer Sammlungsübernahme auf.
Sammler Ueli Diener hat Verständnis für die Haltung der Museen: «Ich akzeptiere, dass Kunstmuseen ihre eigenen Vorstellungen haben über ihre Werksammlungen und Bestände.» Trotzdem ist es nach wie vor sein Ziel, seine Sammlung als Ganzes weiterzugeben, damit jemand die Sammlung vielleicht sogar weiterführt.
Ein Happy End scheint tatsächlich möglich. Das Inserat habe ihm eine neue Möglichkeit eröffnet, sagt der Sammler. Noch sei nichts spruchreif, aber es scheint so, dass die Sammlung doch noch vor dem Verbrennen oder Aufteilen gerettet wird.