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Wertvolle Kunstwerke Kunstsammlung zu verschenken: Museen winken ab

Ein Sammler möchte 380 Kunstwerke verschenken. Doch die Museen winken ab, Aufwand und Verantwortung seien zu gross.

«Kunstsammlung abzugeben – wer übernimmt sie?» Mit diesem ungewöhnlichen Zeitungsinserat sucht Ueli Diener jemanden, der seine Sammlung übernimmt. «Entweder wird die Sammlung nach meinem Tod verbrannt oder fortgeworfen, das will ich vermeiden», begründet der 77-Jährige das Inserat.

Älterer Mann mit Brille in einem Kunststudio vor Bilderrahmen.
Legende: Ueli Diener sorgt sich um seine Kunstsammlung. Er möchte die Sammlung nur als Ganzes weitergeben. SRF/Alex Moser

Wichtig zu sagen ist, dass die Sammlung nicht aus wertlosen Kitschobjekten oder Gerümpel besteht. Ueli Diener war jahrelang im Solothurner Kuratorium tätig. Dieses Gremium entscheidet darüber, welche Künstlerinnen und Künstler der Kanton finanziell unterstützt. Ausserdem leitete Ueli Diener lange Jahre eine kleine Galerie.

Ich will vermeiden, dass die Sammlung verbrannt wird.
Autor: Ueli Diener Kunstsammler

Wie viel seine Sammlung wert ist, weiss Ueli Diener nicht. Denn für ihn ist nicht der materielle Wert entscheidend, sondern das Engagement, das er und seine verstorbene Frau Kathrin in über 50 Jahren in die Sammlung investiert haben. Es sind auch Werke von namhaften Künstlern wie Schang Hutter oder Cuno Amiet darunter. Werke von ihnen sind auch in verschiedenen Museen ausgestellt.

Kein Museum zeigt Interesse

Ueli Diener hat die Sammlung ausführlich dokumentiert. Die Werke sind in einem eigens gemieteten Lager untergebracht. Die Sammlung ist mit rund 380 Werken umfangreich. Sie besteht aus Gemälden, Zeichnungen, Collagen und Skulpturen vornehmlich von Solothurner Künstlerinnen und Künstlern. Trotzdem will keines der Kunstmuseen im Kanton Solothurn die Sammlung übernehmen.

Blick in die Sammlung

«Wir erhalten sehr viele Anfragen und Angebote», sagt Katrin Steffen, Leiterin des Kunstmuseums Solothurn. Im Fall von Ueli Diener sei das Hauptproblem, dass er alle seine Werke nur gemeinsam abgeben wolle. «Das stellt für uns keinen gangbaren Weg dar», stellt Steffen klar. «Die Sammlung ist sehr heterogen und hat ausser dem Herkunftskanton Solothurn keinen spezifischen Schwerpunkt.»

Wir sammeln keine Werke für den Keller.
Autor: Katrin Steffen Direktorin Kunstmuseum Solothurn

Das Problem ist, dass jedes der Solothurner Museen in der Sammlung einen eigenen Fokus hat. Teile von Ueli Dieners Sammlung würden also beispielsweise nach Solothurn passen, andere nach Grenchen. Aber die ganze Sammlung will keines der Museen.

«Wir sammeln keine Werke für den Keller», betont Katrin Steffen. «Wir wollen sicher sein, dass Werke, die wir entgegennehmen, auch eine Chance haben, gezeigt zu werden.» Dazu kommt: Kunstwerke zu verkaufen oder gar zu entsorgen, ist ein Tabu.

Museen tragen Verantwortung

Katrin Steffen gibt weiter zu bedenken, dass Museen, die Kunstwerke übernehmen, auch eine Verantwortung übernehmen. Eine Verantwortung, die auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler etwas kostet. «Es geht um Konservierung, eventuell Restaurierungen, um Implementierung in unsere Systeme, um Dokumentation, um fachgerechte Lagerung», zählt Steffen mögliche Kosten einer Sammlungsübernahme auf.

Museum bricht mit Bilderverkauf Tabu

Box aufklappen Box zuklappen

Grosses Aufsehen erregte im Herbst 2023 das Museum Langmatt aus Baden (AG). Zur Sanierung und der Deckung der Betriebskosten liess es drei Bilder von Paul Cézanne versteigern und nahm so über 40 Millionen Franken ein.

Dass ein Museum Bilder aus seiner Sammlung verkauft, wurde harsch kritisiert. Denn gemäss internationalen Vereinbarungen sollten Museen dies nicht tun. Dies, weil sonst der Druck auf Museen steigen könnte, dass sie Kunstwerke verkaufen, statt Gelder der öffentlichen Hand zu beanspruchen.

Sammler Ueli Diener hat Verständnis für die Haltung der Museen: «Ich akzeptiere, dass Kunstmuseen ihre eigenen Vorstellungen haben über ihre Werksammlungen und Bestände.» Trotzdem ist es nach wie vor sein Ziel, seine Sammlung als Ganzes weiterzugeben, damit jemand die Sammlung vielleicht sogar weiterführt.

Gemälde eines bärtigen Mannes mit Axt in einer Galerie
Legende: Das Kunstmuseum Solothurn hat eine bedeutende Sammlung von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts. Dazu gehören auch fast 40 Werke von Ferdinand Hodler. SRF/Roman Portmann

Ein Happy End scheint tatsächlich möglich. Das Inserat habe ihm eine neue Möglichkeit eröffnet, sagt der Sammler. Noch sei nichts spruchreif, aber es scheint so, dass die Sammlung doch noch vor dem Verbrennen oder Aufteilen gerettet wird.

Rendez-vous, 10.5.24, 12:30 Uhr ; 

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