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Hochmoor Bonern: Vor über 100 Jahren trockengelegt, jetzt wieder bewässert
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 13.09.2022. Bild: SRF / Christian Oechslin
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Wichtige CO₂-Speicher Die Wiederbelebung eines Hochmoores

Hochmoore sind wichtige CO₂-Speicher und Lebensräume für seltene Tiere. Am Pilatus wird eines wiederbelebt.

Normalerweise ist im idyllischen Gebiet Bonern, nahe der Fräkmüntegg beim Pilatus, vor allem Vogelgezwitscher zu hören, doch Anfang September dominiert dröhnender Baulärm. Mitten im sonst fast unberührten Gelände ist ein Bagger aufgefahren. Er ist hier auf 1300 Metern über Meer, um ein trockengelegtes, ehemaliges Hochmoor wiederzubeleben und der Natur einen seltenen und wichtigen Lebensraum zurückzugeben.

Arbeiten von 1903 rückgängig machen

Der Bagger drückt mit seiner Schaufel zweieinhalb Meter lange Holzlatten in die Erde. Dicht aneinandergereiht ergeben sie eine sogenannte Spundwand. Diese funktioniert wie eine Art unterirdische Staumauer, die bei der Wiederbewässerung des ungefähr ein Hektar grossen Hochmoores helfen soll.

Hochmoor Bonern
Legende: Das Hochmoor Bonern unterhalb des Pilatus: Die Entwässerungsgräben von vor über 100 Jahren sind noch heute zu sehen. Kanton Luzern

«720 Quadratmeter solcher Spundwände versenken wir hier im Boden», sagt Matthias Kaufmann. Er ist Betriebsleiter der Korporation Luzern, der das Gebiet Bonern gehört. Mithilfe des Kantons will sie das Hochmoor wiederbeleben. Eine aufwändige Arbeit, mit der ein Eingriff in die Natur rückgängig gemacht werden soll, der vor über 100 Jahren erfolgte.

Moor mit wichtiger Schutzfunktion

Damals zog dieselbe Korporation Entwässerungsgräben durchs Moor, um dieses trockenzulegen. Gleichzeitig wurden im Gebiet zirka 70 Hektaren Wald aufgeforstet. Dies alles geschah im Sinne des Hochwasserschutzes, da man im Tal unten, im luzernischen Kriens, Angst vor Überschwemmungen hatte.

Heute wisse man es besser, erzählt Raphael Müller, der Stadtoberförster der Korporation Luzern: «Das Moor erfüllt diese Schutzfunktion viel besser als der Wald.» Es wirke wie ein Schwamm, der das zusätzliche Wasser aufsaugt.

Über 1000 Jahre alte Torfschicht

Für die Renaturierung des Hochmoores braucht es allerdings mehr als Holzlatten in der Erde. Der Wald, der 1903 aufgeforstet wurde, musste wieder weg. Die Korporation hat darum 280 Fichten gefällt, bevor sie die Spundwände überhaupt versenken konnte.

Moore in der Schweiz

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Moore – und ganz besonders Hochmoore – gelten in der Schweiz als besonders schützenswerte Landschaften. Das Bundesamt für Landwirtschaft unterstützt die Kantone deshalb mit Beiträgen, um die Moore zu schützen und regenerieren. In den vergangenen 200 Jahren wurden in der Schweiz fast 90 Prozent der Moore zerstört.

Es wird unterschieden zwischen Flach- und Hochmooren. Hochmoore heissen so, weil ihre Oberfläche gewölbt und erhoben ist. Da viele Hochmoore früher zum Torfabbau genutzt und daher trockengelegt wurden, brauchen sie besondere Aufmerksamkeit und Wiederbelebungs-Massnahmen. Aktuell stehen über 1300 Flachmoore und rund 550 Hochmoore unter Schutz.

Dank dieser Arbeiten sollte der Wasserspiegel von allein ansteigen und das Moor wiederbeleben. Die Torfschicht ist noch da. Sie ist vor der Trockenlegung über Jahrhunderte Millimeter für Millimeter gewachsen und heute trotz Trockenlegung nach wie vor zwei bis vier Meter dick. Mehrere 1000 Jahre alt soll sie sein.

Bagger im Hochmoor
Legende: Nach dem Fällen von knapp 300 Fichten werden zwei Meter lange Holzlatten im Boden versenkt. Sie haben die Funktion einer unterirdischen Staumauer. SRF / Christian Oechslin

Nebst dem Hochwasserschutz wirkt das wieder bewässerte Moor auch als CO₂-Speicher und kann so zum Klimaschutz beitragen. Ausserdem erhoffe man sich, dass seltene Tier- und Pflanzenarten mehr Platz erhalten, sagt Adrian Kempf, Leiter Wald-Biodiversität beim Kanton Luzern.

Lebensraum für das Auerhuhn

Zu diesen Arten gehört beispielsweise das Wollgras, der Sonnentau oder die Moor-Eidechse, und natürlich das Auerhuhn. «Dieser Vogel kommt nur noch selten vor», sagt Kempf. «In der gesamten Schweiz gibt es vielleicht noch 600 bis 700 Brutpaare.» Die Nordseite des Pilatus sei ein guter Lebensraum für das Tier.

Auerhuhn fliegt auf
Legende: Das Auerhuhn gilt als stark gefährdete Tierart und ist auf der Roten Liste des Bundesamts für Umwelt. Die Nordseite des Pilatus ist eines der wenigen Gebiete, wo der Vogel in der Schweiz noch zu finden ist. Keystone / Michael Reichel

Ein paar Wochen noch stört der Baggerlärm die wiederbelebte Idylle. Ende Monat dann sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und im Hochmoor Bonern wird es wieder deutlich ruhiger. Zum Vogelgezwitscher gesellt sich dann vielleicht schon bald der klickende Balzgesang des Auerhahns.

SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 13.09.2022, 17:30 Uhr;

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