In der jurassischen Gemeinde Haute-Sorne befindet sich das in der Schweiz am weitesten fortgeschrittene Geothermieprojekt. Der Bund unterstützt das Projekt mit 90 Millionen Franken, denn die Geothermie soll mithelfen, den geplanten Atomausstieg möglich zu machen.
Das Projekt stösst im Jura aber viele vor den Kopf. Es spalte die Bevölkerung, so der Gemeindepräsident von Haute-Sorne, Eric Dobler. Er kenne sogar Familien, bei denen am Esstisch angeregt über das Projekt diskutiert werde, sagt der Maire. Die Meinungen seien geteilt.
Morddrohungen gegen Parlamentarier
Gerade weil bei der Geothermie die Ansichten auseinandergehen, ist eine Begleitkommission gegründet worden. Bei der letzten Sitzung im Juni waren 20 Personen anwesend – Bundes-, Kantons- und Gemeindevertreter, Umweltorganisationen, aber auch Vertreter der Betreiberin des Geothermieprojekts.
Unter der Leitung des Neuenburger Rechtsprofessors Pascal Mahon wurde während zweier Stunden über geologische Aspekte gesprochen, aber auch über kritische Leserbriefe. Auch Gemeindepräsident Dobler ist da.
Wie heftig über die Geothermie gestritten wird, zeigte sich Ende Juni im jurassischen Parlament. Der zuständige Minister David Eray verweigerte die Beantwortung einer Frage zum Projekt: weil gegen ihn eine Morddrohung eingegangen sei. Wer hinter dieser Morddrohung steckt, ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Lehren aus gescheiterten Projekten gezogen
Mit dem Geothermieprojekt soll im Jura fünf Kilometer in die Tiefe gebohrt werden, in der Hoffnung, warme Gesteinsschichten zu erreichen. In einem sogenannten Multi-Stage-Verfahren soll später in zwei Röhren kaltes Wasser nach unten und warmes nach oben gepumpt werden.
Aus der Wärme soll Strom für rund 6000 Haushalte produziert werden. Bei diesem neuen Verfahren sind die Lehren aus den gescheiterten Projekten in Basel und St. Gallen gezogen worden – die Erde sollte nicht mehr beben. Die Rechtsmittel gegen das Projekt sind ausgeschöpft, das Bundesgericht hat grünes Licht gegeben.
Verhärtete Fronten
Dennoch geht der Widerstand weiter. Die härtesten Gegner des Projekts nennen sich «Citoyens responsables du Jura» und sind so fundamental gegen das Projekt, dass sie auch an den Sitzungen der Begleitgruppe nicht teilnehmen. Für Jack Aubry, Präsident der Gruppe, ist es eine Zeitbombe. Es werde zu Erdbeben kommen, offen sei nur noch, wann und wie stark.
Die Wortwahl zeigt, unter welcher Hochspannung das Projekt steht. Peter Meier von der Betreiberin Geo-Energie Suisse, einem Zusammenschluss mehrerer Deutschschweizer und Tessiner Energieversorger, hält solche Beschreibungen für völlig übertrieben. Es sei aber nicht einfach, gegen solch polemische Argumente mit Fakten anzukommen, sagt Meier. Deshalb soll die Information verbessert werden.
Das soll auch in der Begleitkommission passieren, die im Herbst eine öffentliche Sitzung abhalten will. Die Bevölkerung soll kommen und sich selbst ein Bild der Kommission machen, sagt Präsident Pascal Mahon. Er sei überzeugt, dass nur mit einem Dialog Fortschritte erzielt werden könnten, sagt der Professor.
Das Geothermieprojekt im Jura zeigt, wie steinig der Weg für die Einführung erneuerbarer Energien immer noch ist; auch in Zeiten von Atomausstieg, Anstrengungen für das Klima und Debatten darüber, ob die Schweiz genug Strom hat.