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Wiederaufbau nach Hochwasser Ein Jahr nach den Unwettern: «Eine Hotelruine war keine Option»

Existenz verloren – was nun? Das Beispiel des Walliser Hoteliers David Burgener zeigt, wie ein Neuanfang gelingen kann.

Hochwasser, Erdrutsche und Murgänge: Die Unwetter vom Sommer 2024 haben in den Kantonen Wallis, Tessin und Graubünden grosse Schäden verursacht. Mindestens zehn Menschen starben. Viele verloren ihre Existenz.

Auch für Hotelier David Burgener war nach den schweren Gewittern nichts mehr, wie es einmal war. Am 29. Juni 2024 trat der Triftbach in Saas-Grund im Oberwallis über die Ufer und füllte seinen Betrieb – das Hotel Eden – mit Schlamm und Geröll.

Ein Mann mit Brille und Blumenhemd sitzt in der Gaststube.
Legende: David Burgener führt das Hotel Eden in zweiter Generation. SRF/Ruth Seeholzer

Dutzende Geräte und Maschinen, die Heizung, Böden, Fenster und Lebensmittel – alles zerstört. «Das war eine ganz schlimme Situation», erinnert sich Burgener.

Gast bei Unwetter verstorben

Heute, ein Jahr später, mahnt im Hotel Eden nichts mehr an die Katastrophe von damals. Seit Anfang Juni ist der Betrieb wieder offen. «Der Buchungsstand ist erfreulich», sagt David Burgener. Allerdings sei der Weg zur Wiedereröffnung alles andere als einfach gewesen.

Erst als der Tag anbrach, haben wir das Ausmass erfasst – das war ein riesiger Schock.
Autor: David Burgener Hotelbesitzer

David Burgener erinnert sich noch genau an die Unwetternacht. Es war ein Samstag gegen 23 Uhr. «Plötzlich war überall Wasser, dann ging der Strom aus und wir hörten es nur noch rauschen.» Zusammen mit seiner Frau habe er versucht, die Türen zu verriegeln, um das Wasser abzuhalten. Aber das sei ihnen nicht gelungen. «Erst als der Tag anbrach, haben wir das Ausmass erfasst», sagt Burgener –, «das war ein riesiger Schock».

Unwetter Sommer 2024

Doch der Tragik nicht genug: Ein Gast wurde vermisst. Wie sich später herausstellte, war dieser im Keller von den Wassermassen überrascht worden und umgekommen.

Meterhoch mit Schutt gefüllt

Trotz widrigster Umstände kamen David Burgener und seine Frau rasch ins Handeln: «Uns war klar, dass wir sofort aufräumen müssen.» Das Erdgeschoss war mehr als zwei Meter hoch mit Schutt und Steinen gefüllt und drohte einzustürzen.

Ein Dorfbewohner entfernt Schutt aus dem Inneren eines Saals des Hotels Eden.
Legende: Beim Aufräumen im Hotel Eden haben zahlreiche Freiwillige mitangepackt. Keystone/Jean-Christophe Bott

Zahlreiche Freiwillige kamen mit Schaufeln und Schubkarren, um zu helfen. Die Arbeit, sagt Burgener, sei sehr beschwerlich gewesen: «Allein für die Räumung des Aufenthaltsraums und der Rezeption brauchten zehn Personen eine ganze Woche.»

Viel Trost und Zuspruch

Aber das Aufräumen habe auch abgelenkt. «Für mich war es sehr wichtig, dass ich etwas machen konnte», sagt Burgener. Gleichzeitig musste sich das Paar fragen: «Sollen wir das Hotel wieder aufbauen? Und wenn ja: Haben wir die Kraft dazu?» Zusammen kamen sie zum Schluss: «Eine Hotelruine ist keine Option». Daraufhin hat das Paar ein Konzept erarbeitet und losgelegt.

Seitlicher Ausschnitt des Hotels Eden mit Schriftzug.
Legende: Elf Monate nach dem Unwetter hat das Hotel Eden seine Türen am 1. Juni 2025 wieder geöffnet. SRF/Ruth Seeholzer

Seit die Burgeners Anfang 2025 verkündet haben, dass ihr Hotel im Juni wieder aufgeht, erhalten sie zahlreiche Reaktionen: «Es gibt viele tröstende Worte, viele E-Mails und Telefonanrufe», sagt David Burgener. Und genau dieser Zuspruch sei der Ansporn, weiterzumachen.

Tagesschau, 28.6.2025, 19:30 Uhr ; 

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