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WM-Sommermärchen 2006 Ex-Fifa-Generalsekretär rückt in Fokus der Ermittler

  • Im Sommermärchen-Verfahren geht es um Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland.
  • Die Ermittlungen der Bundesanwaltschaft konzentrieren sich auf eine dubiose Millionen-Zahlung, die über die Fifa abgewickelt wurde.
  • Jetzt zeigt ein Beschlagnahmebefehl: Urs Linsi steht im Verdacht, bei dieser Zahlung eine Schlüsselrolle gespielt zu haben.
  • Urs Linsi bestreitet die Vorwürfe vehement.

Der ehemalige Generalsekretär der Fifa, Urs Linsi, soll eine essentielle Rolle bei einer dubiosen Zahlung im Kontext der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland gespielt haben. Das schreibt die Bundesanwaltschaft in einem Beschlagnahmebefehl, der SRF vorliegt.

Urs Linsi.
Legende: Im Fokus der Ermittler: Ex-Fifa-Generalsekretär Urs Linsi. Keystone

Wegen des lauen Sommerwetters und des grossen Publikumsandrangs ging die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland als «Sommermärchen» in die Fussballgeschichte ein. Doch zehn Jahre später entpuppte sich das Märchen als Alptraum. Korruptionsvorwürfe wurden laut: Die Weltmeisterschaft sei nur dank Schmiergelder nach Deutschland gekommen.

Weil die Gelder auch über den Sitz der Fifa in der Schweiz gelaufen sein sollen, hat die Bundesanwaltschaft 2015 Strafverfahren gegen vier Deutsche Fussball-Funktionäre eröffnet – und einen Schweizer: Urs Linsi, den damaligen Fifa-Generalsekretär.

Plan «stand und fiel» mit Urs Linsi

Jetzt zeigen Recherchen von SRF: Die Bundesanwaltschaft fokussiert beim Sommermärchen-Verfahren auf den ehemaligen Generalsekretär. In einem Beschlagnahmebefehl schreiben die Ermittler: Linsi habe vorgeschlagen, die Zahlung «über die Fifa abzuwickeln und als Kostenbeitrag des OK WM 2006 für die Auftaktveranstaltung zu tarnen.» Und: «Weiterhin besteht der Verdacht, dass das Gelingen dieses mutmasslichen Plans mit der Beteiligung von Urs Linsi stand und fiel.»

Auf Anfrage von SRF lässt der Anwalt von Urs Linsi mitteilen: «Mein Klient bestreitet vehement jede einzelne Behauptung und Unterstellung der Bundesanwaltschaft.»

Konkret geht es um eine Zahlung von 6.7 Millionen Euro. Angeblich ist es die Rückzahlung eines Darlehens an den katarischen Fussball-Funktionär Muhamed Bin Hammam. Der Deutsche Fussball-Bund soll diese Millionen mit Zwischenstation Fifa in Zürich zurückbezahlt haben. Der offizielle Zahlungszweck: Eine Fussball-Gala. Doch diese hat offenbar nie stattgefunden.

Blatter: «Fifa war nur Bankier»

Der wahre Zweck der Zahlung ist bis heute ein Rätsel. Wie auch die Frage: Wusste die Fifa, dass der wahre Zweck ein anderer ist?

Der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter sagt gegenüber SRF: «Die Fifa hatte nur eine Rolle gespielt als Bankier. Der DFB hat Geld der Fifa gegeben und gesagt, leitet das weiter. Das war eine Serviceleistung der Fifa an ein Mitglied der Fifa.»

Das sieht Theo Zwanziger, einer der Beschuldigten im Sommermärchen und ehemaliger DFB-Vorsitzender, anders. Für ihn ist klar, dass die Fifa eine zentrale Rolle gespielt hat und nur sie die Frage nach dem Zweck der Zahlung klären kann. Er fordert: «Infantino hat nach den Ethikvorschriften der Fifa, die Macht, Katar und Mohammed Bin Hammam aufzufordern, die Wahrheit zu sagen.»

Die Fifa schreibt SRF, die «neue Fifa» kooperiere mit den Untersuchungsbehörden und wolle diese mit allen Mitteln unterstützen.

Die Verfahren rund ums einstige Sommermärchen sind eine der wichtigsten Fussball-Verfahren der Bundesanwaltschaft. Die Zeit drängt. Schon im nächsten April könnten die Verfahren verjähren.

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