Woher kommt eigentlich Olympiasieger Beat Feuz? Für Bernerinnen und Berner gibt es nur eine Antwort: Beat Feuz gehört zu ihnen. Seine Heimatgemeinde ist Schangnau. Im Kanton Bern. Frage erledigt.
Oder etwa doch nicht? Der Schweizer Skistar gilt nämlich durchaus auch als Entlebucher – jedenfalls wenn man sich dort, im Luzerner Voralpengebiet, umhört. Und ganz ohne Grund ist diese lokalpatriotische Aneignung beileibe nicht.
Ich habe jedenfalls noch nie jemanden gehört, der zu ihm 'Herr Feuz' gesagt hätte.
Denn gleich angrenzend an das bernische Schangnau liegt die Luzerner Gemeinde Escholzmatt-Marbach. Und da ist Beat Feuz seit jeher häufig anzutreffen. Hier fuhr er schon als Kind Ski, auf den Pisten der Marbachegg. Hier spielte er als Junior im Fussballclub – und soll vom Trainer darauf hingewiesen worden sein, dass er für eine andere Sportart wohl grösseres Talent habe…
Das luzernerische Marbach und Beat Feuz, das Bergdorf und der Skistar sind quasi per Du. «Ich habe jedenfalls noch nie jemanden gehört, der zu ihm 'Herr Feuz' gesagt hätte. Hier ist er einfach der 'Beätu'.» So erzählt es Marcel Bucher. Der Marbacher ist grosser Feuz-Fan. Und er ist Tambourmajor der lokalen Fasnachts-Guggenmusik «Schonbachgusler».
«Go Feuz»-Kleber auf den Instrumenten
Die «Schonbachgusler» sind so etwas wie die offizielle Beat-Feuz-Fan-Band. Auf einigen Instrumenten prangen Kleber mit der Aufschrift «Go Feuz!», über den Trichter eines Sousaphons ist gar ein Skidress gespannt. Und natürlich pilgern die Marbacher Musikantinnen und Musikanten auch mal zu einem Rennen, fanen etwa am Lauberhorn lautstark für ihren «Beätu» oder spielen an Empfängen auf, wenn er mit einem seiner sportlichen Erfolge in der Tasche in die Schweiz zurückkehrt.
Die Leute in Marbach mögen «ihren» Beat Feuz. Er sei «e coole Siech», sagt Marcel Bucher. «Er ist dann und wann hier auf dem Tennisplatz anzutreffen. Und wenn man ihn so sieht, würde man nicht denken, dass er so ein Star ist.»
Marbach mag Beat Feuz' Bescheidenheit. Aber auch – obwohl das natürlich niemand an die grosse Glocke hängen will – seine Steuerkraft. Denn tatsächlich hat der Skirennfahrer seinen Steuersitz in der Luzerner Gemeinde. Und er hat auch schon geschäftlich hier investiert: in den Bau eines Mehrfamilienhauses, in dem auch seine Firma mit dem sinnigen Namen «be-fast Immobilien AG» domiziliert ist.
Bei derart engen privaten und geschäftlichen Beziehungen zum Dorf ist es kein Wunder, dass Beat Feuz im Entlebuch quasi als Einheimischer gilt. Nur spätestens hier kommt der Einwand: Beat Feuz wohnt doch mit seiner österreichischen Familie im Nachbarland. Und er hat ja sogar auch dort, obwohl er unter Schweizer Flagge startet, einen eigenen Fanclub.
Oder ist Feuz gar ein Österreicher?
Also was nun? Ist Beat Feuz am Ende gar weder Berner noch Luzerner, sondern Österreicher? Soweit will es der Feuz-Fan Marcel Bucher dann doch nicht gehen lassen. «Schlussendlich weiss er, wo er hingehört. Und das ist und bleibt Schangnau», räumt Bucher ein.
Um dann aber doch gleich nachzuschieben: «Ich würde da die Kantonsgrenzen mal weglassen und sagen: Er ist einer unserer Talschaft.» Also zwar schon Berner, aber nicht nur. Sondern eben auch Luzerner – mit Migrationshintergrund sozusagen.