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Wohnen im Alter Rundum-Paket für Seniorinnen und Senioren in Luzern

Ältere Menschen wollen oft zu Hause wohnen bleiben. Ein Luzerner Verein geht neue Wege und hilft vor Ort.

In der Stadt Luzern, zuoberst in einem dreistöckigen Mehrfamilienhaus, sitzt Sonja Ruckli auf ihrem Balkon. Der Balkon ist gross, mit vielen Pflanzen bestückt und bietet eine gute Aussicht übers Quartier und auf die Berge. Wenn sie hier draussen sitze, fühle sie sich frei. «Wenn ich das nicht mehr hätte? Das wär nicht schön», sagt Sonja Ruckli und schwärmt vom Morgenrot, das sie von hier aus jeweils sieht.

Menschen werden älter

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Laut Bund nimmt der Anteil der betagten und hochbetagten Menschen in der Schweiz stetig zu.

Bis im Jahr 2025 wird jede fünfte Person über 65 Jahre alt sein, bis im Jahr 2035 gar jede vierte. Rund 800'000 Personen werden dann 80-jährig oder älter sein. 

Dass Sonja Ruckli in ihrer Zweizimmerwohnung mit Balkon selbstständig leben kann, ist nicht selbstverständlich. Denn die 72-jährige Witwe leidet an Multiple Sklerose und hat Mühe mit dem Gehen. Aber sie will hier wohnen bleiben, in ihrem Quartier. Da, wo sie verwurzelt ist. Unbedingt.

Ältere Dame mit Brille sitzt auf einem Balkon.
Legende: Die eigenen vier Wände sind ihr heilig. Sonja Ruckli ist ein selbstbestimmtes Leben wichtig – trotz Krankheit. SRF/Markus Föhn

Damit dies möglich ist, greift sie auf ein neues Angebot des Luzerner Vereins Vicino zurück. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, älteren Menschen das Leben im eigenen Quartier zu erleichtern. Der Verein wird von verschiedenen Organisationen getragen, etwa der Spitex, den Kirchen oder Wohnbaugenossenschaften, aber auch von Kleinfirmen.

Es gibt mir Sicherheit. Wenn etwas ist, wird mir geholfen.
Autor: Sonja Ruckli 72-jährig

Das neue Angebot nennt sich «Vicino Casa» und bringt den Service nach Hause. Der Verein hatte «Vicino Casa» bis anhin in einer Pilotphase getestet und führt diesen Home-Service nun definitiv ein.

Sonja Ruckli kann zum Beispiel über eine Notfallnummer rund um die Uhr Hilfe anfordern. Das gäbe ihr ein gutes Gefühl, sagt sie: «Es gibt mir Sicherheit. Wenn etwas ist, wird mir geholfen.»

Hilfe organisieren, wo nötig

Das Angebot an Dienstleistungen ist aber viel breiter als nur die Notfallnummer. Es ist auf die Menschen massgeschneidert. Das geht von täglichen Kontaktaufnahmen über Bring- und Abholdienste bis zum Pflanzengiessen oder dem Füttern der Katze, wenn eine Seniorin oder ein Senior ins Spital muss.

Auch wird geschaut, ob in der Wohnung Anpassungen gemacht werden müssen, die das Leben sicherer und angenehmer gestalten.

Eine ältere Frau bindet Zeitungen zusammen.
Legende: Vieles können die älteren Menschen noch selber erledigen. Da, wo sie an Grenzen stossen, hilft «Vicino Casa». (Symbolbild) Keystone/ Christian Beutler

Eine Mitarbeiterin von Vicino besucht die Seniorin oder den Senior. Gemeinsam überlegen sie, was es an Hilfe braucht. «Wir schauen, was die Person bereits organisiert hat, über Nachbarn oder Angehörige. Und wenn es da Lücken gibt, schliessen wir diese gemeinsam mit Angeboten, die es in der Stadt Luzern gibt», sagt Vicino-Co-Präsident Christian Vogt.

Zahlbarer Service

Weil Vicino mit Partnern zusammenarbeitet, die Dienstleistungen mit Freiwilligen erbringen oder aus Solidarität tiefere Preise verrechnen, ist «Vicino Casa» für die älteren Menschen erschwinglich. Und damit auch eine günstige Alternative zu einer Alterswohnung mit Dienstleistungen.

Wohnen mit Dienstleistungen ermöglicht den Menschen selbstbestimmt zu leben.
Autor: Corinne Hafner Wilson Pro Senectute Schweiz

Dass ältere Menschen dort wohnen bleiben können, wo sie sind, sei wichtig, sagt Corinne Hafner Wilson von Pro Senectute Schweiz. «Ein Umzug in eine altersgerechte, kleinere Wohnung kann manchmal höhere Mietkosten verursachen.» Das sei ein Problem.

Kleinigkeiten können Grosses bewirken

Solche Angebote wie jenes von Vicino hätten Zukunft. «Wohnen mit Dienstleistungen ermöglicht den Menschen selbstbestimmt zu leben und sozial umsorgt zu sein. Das ist ein wichtiger Aspekt», sagt Corinne Hafner Wilson.

Manchmal brauche es gar nicht viel. Neue Haltegriffe im Badezimmer beispielsweise. Bei der 72-jährigen Sonja Ruckli in Luzern hat diese ihr Sohn montiert. Sich geborgen fühlen in den eigenen vier Wänden, ist ihr wichtig: «So Gott will, darf ich hierbleiben.»

Rendez-vous, 26.8.2024, 12:30 Uhr ; 

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