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Wohnen in Mittelalter-Ambiente Burgherr gesucht: Dieses Luzerner Anwesen steht zum Verkauf

Trotz Turmzimmer und Ritterrüstung: Eine Nachfolge für das stattliche Gebäude in Luzern-Littau zu finden, ist kompliziert.

Die Burg Thorenberg am Rand des Luzerner Stadtteils Littau sieht aus wie eine Burg aus dem Bilderbuch: Auf einem Hügel thronend, mit blau-weiss gestreiften Fensterläden und Türmchen. Hier könnte Rapunzel jeden Moment ihre Haarpracht aus dem Fenster lassen oder ein Prinz mit Pferd auftauchen.

In der Küche steht tatsächlich eine Ritterrüstung samt Hellebarde. Doch der Schein trügt: Die Rüstung stammt nicht aus dem Mittelalter. Und die Burg Thorenberg sieht erst seit etwa 100 Jahren aus wie heute, erzählt ihr heutiger Besitzer, Hans Gysin: «Bis 1850 war das eine Ruine.» Im Rahmen der Mittelalterromantik im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde sie nach und nach umgebaut.

Warum die Stadtwohnung die Burgzimmer übertrumpfte

Die romantische Vorstellung von Hans Gysin vom Wohnen in einer Burg entpuppte sich bereits nach kurzer Zeit als schwierig. Das Gebäude ist nur zu Fuss erreichbar und sei mit seinen vielen Treppen und Winkeln für das Familienleben ungeeignet: «Mit kleinen Kindern ist es mühsam. Das Leben in der Stadt ist wesentlich bequemer und sicherer.» Als er die Burg vor gut 30 Jahren für 200'000 Franken kaufte, war deshalb schnell klar, dass sie nur ein Hobby sein kann.

Ein Mann mit grauem Bart, Glatze und Brille.
Legende: «Den Kauf von damals habe ich nie bereut», sagt Burgherr Hans Gysin. Auch wenn sich der Verkauf der Immobilie heute kompliziert gestaltet. SRF/Miriam Eisner

Seither hat der Elektroingenieur Tausende von Arbeitsstunden und eine gute Million Franken in diese Freizeitbeschäftigung investiert und sie aufwendig renoviert. Verwandte und Bekannte hätten im aussergewöhnlichen Ambiente gerne Hochzeiten und Feste gefeiert.

Schwierige Suche nach einer Nachfolge

Doch jetzt geht es dem 71-Jährigen wie seinen Vorgängern: Keines seiner Kinder will die Burg Thorenberg übernehmen. Das kann er verstehen. Doch auch die Suche ausserhalb der Familie gestaltet sich schwieriger als erwartet. Hans Gysin kann loslassen, trotz der der vielen Arbeitsstunden, die er investiert hat: «Wer das Haus kauft, kann damit machen, was er will.»

Doch das Haus selbst schränke den Kreis potenzieller Nachfolgerinnen und Nachfolger ein: «Wer das Leben lang nie gehandwerkelt hat, wird hier nicht glücklich.»

Ein Mann in Lederjacke heizt einen Ofen ein.
Legende: In der Burg wird mit Feuer geheizt, eine moderne Heizung fehlt. SRF/Miriam Eisner

Seit die « Luzerner Zeitung » darüber berichtet hat, dass die Burg für zwei Millionen Franken zum Verkauf steht, hätte er zwar etliche Reaktionen erhalten, sagt Gysin. Doch einen Vertrag konnte er bis heute nicht abschliessen. Nicht nur wegen des Preises.

Burg verträgt sich schlecht mit grossen Autos oder schicken Schuhen

«Reiche Leute können nicht mit dem Mercedes in den Hof fahren. Und beim Weg zur Burg geht es den Berg hoch, und die Schuhe werden dreckig.» Hinzu komme, dass viele Investitionen anstehen, beispielsweise für eine neue Heizung. Aktuell heizt Gysin das grosse Gebäude vor allem mit einem Holzofen. Wirklich grosse Veränderungen am Haus sind aber nicht möglich, das Gebäude gilt als schützenswertes Objekt.

Trotzdem ist er zuversichtlich, dass er eine Nachfolge finden wird. «Das Beste, was mir passieren könnte, wäre ein Aussteiger. Ein Naturfreak, der viel geerbt hat, aber am liebsten in der Natur leben möchte», sagt er und fügt mit einem Schmunzeln an: «Doch von diesen gibt es leider nicht so viele.»

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Regionaljournal Zentralschweiz, 11.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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