Der Eingang des neuen Aparthotels in Beinwil am See (AG) hat den Charme eines Mehrfamilienhauses. Es gibt keine Rezeption, dafür einen Briefkasten. Mittels Code öffnet sich der Kasten und gibt den Zutrittsbadge frei. Ein Restaurant gibt es im Hotel nicht, die 19 Zimmer verfügen aber über Kochnische und Kaffeemaschine. Einige der Appartements verfügen über ein abgetrenntes Schlafzimmer.
Der Vergleich mit einer kleinen Wohnung passe gut, meint Geschäftsführer Willy Nyffenegger. Zu seiner Gruppe «Hallwilersee Hotel» gehören fünf Betriebe in der Region, unter anderem ein weiteres Aparthotel in Seengen. «Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Leute zum Teil über Wochen Longstays buchen, aber nicht die ganze Breite eines Hotelangebots brauchen.» Darum verfüge das Haus in Beinwil eben über keine Gastronomie. Frühstück oder Mittagessen kann man sich liefern lassen.
Wochentags Business, am Wochenende Tourismus
Die Aparthotels im Seetal richten sich vor allem an Geschäftsleute oder Handwerker – Monteure zum Beispiel, die in der Region Anlagen installieren. Einige Zimmer würden nur für ein paar Nächte gebucht, andere gleich für Wochen oder Monate, so Nyffenegger.
«Auch für den Tourismus können wir sie nutzen: Montag bis Freitag Business und am Wochenende Touristen.» Einige der Zimmer in Beinwil verfügen über Sicht auf den Hallwilersee.
Problem in den Städten
In den Städten ist das Konzept des Aparthotels (auch Apartment-Hotel oder Business Apartment) bereits länger etabliert. Der «Blick» berichtete kürzlich über die Lage in Zürich, wo seit kurzem Zimmer in Aparthotels vermehrt als Wohnungen genutzt werden. Weil immer weniger Wohnungen in der Stadt oder in Stadtnähe ausgeschrieben seien, werde auf Appartements ausgewichen. Ein Phänomen, das man sonst nur aus Grossstädten wie London, Paris oder New York kennt.
Im neuen Aparthotel im ländlichen Beinwil ist dies kein Thema. Der Geschäftsführer meint, er habe von einer Familie gehört, die sich ein halbes Jahr in einer solchen kleinen Wohnung einquartiert hat – bis ihr eigenes Haus fertig gebaut war. Man miete «ein Daheim auf Zeit».
Ein Angebot für den «Industriekanton»
Aparthotels würden in den Aargau passen, meint Holger Czerwenka, Direktor von Aargau Tourismus. Der Angebots-Mix mit «normalen» Hotels und anderen Angeboten sei gut. Und neue Häuser brauche es im Kanton.
80 Prozent unserer Übernachtungen sind durch Geschäftsleute.
Die gute Erreichbarkeit des Aargaus habe Vor- und Nachteile. Tagestouristen seien schnell da, am Abend oft aber wieder weg. Im «Industriekanton» Aargau würden aber 80 Prozent der Übernachtungen durch Geschäftsleute generiert, so Czerwenka. Nach der Pandemie habe dieser Bereich wieder angezogen.
Und: «Aparthotels entsprechen dem Bedürfnis eines Gastes, der in den Aargau kommt. Dort gibt es einen Service on Demand: Ich bezahle das, was ich konsumiere.»