Ein grüner Rasenplatz, eine überdachte Tribüne mit gut zwei Dutzend blauen Plastiksesseln: Das ist der Trainingsplatz des FC Langnau im Emmental BE. Hier hat die Karriere von Nati-Captain Lia Wälti begonnen. Und: Hier hat auch ihr Vater Andreas Aebi viel Zeit verbracht.
2001 hat Aebi das erste Mädchenteam des FC Langnau gegründet – aber nicht wegen seiner beiden Töchter. Vielmehr hätten ihn ein paar Mädchen aus der Schule, wo er als Lehrer unterrichtete, gefragt, ob er sie trainieren würde. Daraufhin habe er in kurzer Zeit ein Team aufgebaut. «In Spitzenzeiten hatten wir rund 70 Mädchen, was sehr viel war.»
Talent schon früh erkannt
Später stiessen seine beiden Töchter Lia und Meret Wälti dazu. Lia trainiert aber schon bald mit den Jungs. Denn beim FC Langnau herrschte die Philosophie, dass jede Spielerin und jeder Spieler alters- und stufengerecht spielen soll.
Lia war sehr ruhig am Ball, sehr zweikampfstark und sie hatte für ihr Alter eine extreme Passgenauigkeit.
«Darum spielten die besten Mädchen bei den Jungs» – das erzählt Beat Röthlisberger, damals Trainer der FC-Langnau-Junioren. Er habe rasch gemerkt, dass Lia Wälti ein besonderes Talent sei: «Sie war sehr ruhig am Ball, sehr zweikampfstark und sie hatte für ihr Alter eine extreme Passgenauigkeit.»
Mit 17 Jahren wechselte Lia Wälti in die Fussballakademie in Huttwil BE, die Kaderschmiede für weibliche Fussballtalente des schweizerischen Fussballverbands. Ein grosser Schritt – auch für den Vater: «Für uns war das eine Loslösung, weil Lia unter der Woche bei einer Gastfamilie war.»
Die Mädchen mussten sich alles erkämpfen – von den Trainingsbedingungen über die Trikots bis hin zu den Sponsoren.
Die Fussballakademie, die heute in Biel beheimatet ist, sei damals die grosse Chance gewesen für junge Fussballerinnen. Denn: In vielen anderen Clubs habe man wenig getan für die Mädchen und Frauen: «Sie mussten sich alles erkämpfen – von den Trainingsbedingungen über die Trikots bis hin zu den Sponsoren.»
Zwischen mitfreuen und mitleiden
Lia Wälti machte ihren Weg: Via YB fand sie zu Potsdam, dem ersten Proficlub im Ausland. Heute spielt sie bei Arsenal – einem der besten Clubs der englischen Frauenliga. Und sie ist Captain der Schweizer Fussballnationalmannschaft.
Dass Lia Wälti nun zusammen mit ihrem Team an einer Heim-EM spielt, ist für Andreas Aebi ein ganz besonderer Moment: «Meine Frau und ich haben uns wahnsinnig gefreut, dass es gelungen ist, diese Spiele in die Schweiz zu holen.» Gleichzeitig ist er besorgt, weil Lia «nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte ist», wie er sagt. «Es ist nicht schön, sie am Boden sitzen zu sehen und zu wissen, jetzt müsste sie raus – und dann spielt sie doch noch weiter. Das ist heavy.»