SRF News: Warum sprechen Sie vom richtigen Zeitpunkt für den Rücktritt?
Martin Bäumle: Die GLP hat sich in den letzten Jahren klar in der politischen Landschaft etabliert. Unsere Verknüpfung von Wirtschaft und Umwelt ist bei den Wählern angekommen. Wir konnten uns auch gesellschaftspolitisch breiter aufstellen, Stichwort «Ehe für alle». Auch in der Europapolitik ist uns das mit unserer klaren Haltung für die Weiterentwicklung der Bilateralen gelungen. Ich glaube, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt (meinen Rücktritt, Anm. d. Red.) gekommen ist. Zehn Jahre sind keine kurze Zeit für einen Parteipräsidenten.
Vor drei Jahren hatten sie gesundheitliche Probleme. Sie dachten darüber nach, kürzer zu treten und wollten die Parteiführung breiter aufstellen. Warum haben Sie trotzdem durchgehalten, spielt ihre Gesundheit nun keine Rolle mehr?
Sie spielt überhaupt keine Rolle mehr. Damals war mein Gesundheitszustand ein Thema. Die Verbreiterung der Partei ist aber jetzt gelungen. Ich habe mich bereits in den letzten Jahren und Monaten entlasten können. Dieser Prozess hat mich überzeugt, dass ich nun aus einer Position der Stärke heraus gehen kann – und nicht, wenn ich irgendwann müde bin oder keine Lust mehr habe. Man soll gehen, wenn man voller Tatendrang ist und ungerne geht. Wie bei einem Sportler, der auf dem Höhepunkt gehen sollte und nicht, wenn alle schreiben, er solle gehen.
Lange hiess es, Sie seien die Grünliberale Partei, neben Ihnen hätten es alle schwer. Sie hätten nun gehen können und Ihren Nachfolger präsentieren können. Warum haben Sie darauf verzichtet. Ist es schwierig, einen geeigneten Kandidaten zu finden?
Keineswegs. Es geht darum, dass der Ablösungsprozess innerhalb der Partei diskutiert wird. Wenn ich heute meinen Nachfolger angekündigt hätte, hätte es geheissen: «Jetzt präsentiert er seinen Nachfolger gleich noch selbst.» Dieser Prozess soll bewusst offen sein. Es ist ein Rücktritt ohne Bedingungen, der für die Partei ein Signal ist – und zwar genau das richtige. In den letzten Jahren habe ich eher den Vorwurf gehört, ich sei zu wenig präsent. Offenbar ist die Verbreiterung unserer Partei also effektiv gelungen: Wesentlich mehr Köpfe hatten Medienpräsenz. Und genau das war das Ziel.