Zum Inhalt springen

Zahlen und Fakten Stau, Stau, Stau – Ärger für Wirtschaft und Autofahrer

Wie schlimm aber ist die Lage wirklich? Wo steht das Stauland Schweiz im internationalen Vergleich, und was bringt die Zukunft?

Stau – der Normalzustand am Gotthard, nicht nur in der Ferienzeit. An über 100 Tagen im Jahr steht der Verkehr vor dem Nadelöhr zwischen Nord- und Südschweiz. Wird es immer schlimmer?

Die Zahlen bestätigen das Gefühl vieler Autofahrerinnen und Autofahrer: Um den Faktor drei haben die Staustunden am Gotthard laut dem Bundesamt für Strassen (Astra) allein von 2012 bis 2022 zugenommen, sie stiegen auf 1800 im Jahr. Und die jüngsten Zahlen liegen noch einmal deutlich höher: 1544 Staustunden vor dem Nordportal, 1657 vor dem Südportal lautet die Bilanz für 2024. Am Gotthard wächst der Stau überproportional.

Schon kleine Störungen reichen

Eigentlich wäre die Schweiz ein Autobahnland. Gemessen an ihrer Grösse hat sie eines der dichtesten Netze der Welt. In ihren Unterhaltsbemühungen ist sie unübertroffen.

Das Netz stösst aber an seine Grenzen. Verkehrsüberlastung ist in Zentren und Agglomerationen ein tägliches Bild und mit 87 Prozent die häufigste Stauursache.

Das Problem sind die Kippmomente. Während der Verkehr 2024 um 0.7 Prozent zugenommen hat, stiegen die Staustunden um 13.9 Prozent – also um ein Vielfaches. Gemäss Astra bringen bereits kleine Störungen das System zum Zusammenbruch.

Dabei stehen die Schweizer Autofahrerinnen und Autofahrer im internationalen Vergleich noch gut da. Im Ranking des Consulting-Unternehmens Inrix (2024 Global Traffic Scorecard) befindet sich Zürich auf Rang 48 der Städte, in denen man am meisten Zeit im Stau verliert. Basel steht auf Rang 129 und Genf auf Rang 209.

In Istanbul oder New York ist man anderes gewohnt. Und auch die meisten europäischen Metropolen liegen mit ihren Stauzeiten vor dem Zürcher Ballungsraum.

Der volkswirtschaftliche Schaden ist aber bereits heute enorm. Laut Bundesamt für Raumentwicklung beliefen sich die Verspätungskosten schon 2019 auf über drei Milliarden Franken pro Jahr. Das ist mehr, als der Bau der neuen Gotthard-Röhre kostet.

Ändert das autonome Fahren alles?

Hoffnungen ruhen auf dem autonomen Fahren, denn viele Staus entstehen heute durch den Handorgeleffekt: Ein Auto bremst, zwingt das nachfolgende dazu, die Reaktion verstärkt sich mit jedem Fahrzeug.

Dagegen hilft das automatische Abstandhalten. «Es reicht bereits, wenn fünf bis zehn Prozent mit Fahrassistenzsystemen unterwegs sind, um einen deutlichen Effekt zu sehen», sagte der ETH-Verkehrsingenieur Kevin Riehl gegenüber SRF. Es wird klar: Die Verkehrsleistung wird durch die technische Innovation bald signifikant gesteigert.

Stau.
Legende: Vor dem Gotthard-Nordportal stauen sich die Autos in der Schweiz besonders oft. Keystone / Urs Flüeler

In der Gegenwart bleibt den Autofahrerinnen und Autofahrern Richtung Süden nur, zu den bewährten Tricks zu greifen: Die beste Reisezeit ist von Dienstag bis Donnerstag, frühmorgens und abends. Ab einer halben Stunde Stau lohnt sich die Passstrasse, ab einer Stunde die San-Bernardino-Route.

Diskutieren Sie mit:

SRF 4 News, 21.7.2025, 15 Uhr;stal;sten

Meistgelesene Artikel