«Dies ist ein tolles Zeichen für die Kinder, dass man in der Demokratie etwas erreichen kann.» Regi Widmer, die Mutter des 13-jährigen Leo aus Muttenz BL, ist hörbar stolz. Stolz auf das, was ihr Sohn mit seinen beiden Freunden Linus und Mattia erreicht haben.
Die drei haben geschafft, dass die Spiel- und Sportplätze der 18'000 Einwohnergemeinde Muttenz bei Basel am Abend wieder zwei Stunden länger offen haben. Von Montag bis Samstag neu bis 22 Uhr anstatt nur bis 20 Uhr.
Diese 20-Uhr-Regel hatte der Muttenzer Gemeinderat vor rund einem Jahr eingeführt, unter anderem wegen Beschwerden aus der Nachbarschaft. Auf den 1. Mai hat der Gemeinderat diese Einschränkung nun wieder aufgehoben. Der Grund: Eine Petition mit rund 600 Unterschriften, die Leo, Linus und Mattia gesammelt haben.
«Viele sagen, Jugendliche gamen ständig zu Hause am Computer», sagte Mattia bei der Lancierung der Petition. «Die Möglichkeit, draussen zu spielen, will man uns in Muttenz aber nehmen.»
Diese Argumente haben den Gemeinderat offenbar überzeugt. «Der Gemeinderat hat versucht, einen Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der spielenden Kinder und der unmittelbaren Nachbarschaft der Spielplätze zu finden», heisst es in einer Mitteilung der Gemeinde.
Mitreden dank Demokratie
«Das Beispiel zeigt den Kindern: In einer Demokratie muss man nicht Politiker oder Politikerin sein, um mitreden zu können», sagt Regi Widmer. Alle könnten sich beteiligen, zusammen sprechen und eine Lösung finden. Dies sei gerade in der aktuellen Zeit, in der Demokratien unter Druck geraten, ein wichtiges Signal.
Klar hätten wir uns gewünscht, dass man die Kinder von Anfang an eingebunden hätte.
Widmer dankt auch dem Gemeinderat, der auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen sei. «Klar hätten wir uns gewünscht, dass man die Kinder von Anfang an eingebunden hätte.» Der Gemeinderat sei aber in der ganzen Diskussion sehr offen, ja sogar begeistert vom Engagement der Kinder gewesen.
Hoffnung auf Kulanz der Anwohnenden
Toll sei auch, dass der Entscheid noch rechtzeitig vor dem Sommer kam. Gerade in den warmen Sommermonaten sei das Bedürfnis, sich am Abend auf den Spielplätzen auszutoben, besonders gross.
Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Am Sonntag sowie an Feiertagen ist bereits um 20 Uhr Feierabend und nicht erst um 22 Uhr. «Ich hoffe dann einfach, dass Anwohner und Kinder zusammen reden, wenn die Kinder mal die Zeit vergessen», so Regi Widmer.