Zum Inhalt springen

Zoff am Kinderspital «Kispi» Arbeitskonflikt eskaliert zum Hungerstreik eines Arztes

  • Ein Assistenzarzt der Herzchirurgie des Kinderspitals Zürich ist in den Hungerstreik getreten und protestiert so gegen seine Entlassung.
  • Gegenüber «10vor10» äussert auch ein weiterer ehemaliger Mitarbeiter offen Kritik an der jetzigen Führungsriege der Herzchirurgie.
  • Nun reagiert der Präsident des Stiftungsrates des Zürcher Kinderspitals.

Frietjof Lemme ist bis Ende März am Zürcher Kinderspital als Kardiotechniker bei unzähligen Operationen an Kinderherzen dabei gewesen. Er kennt den ehemaligen Assistenzarzt, der gemäss Recherchen des «Tagesanzeigers» in den Hungerstreik getreten ist. Und er bestätigt, dass die Zusammenarbeit zwischen diesem und dem leitenden Herzchirurgen schwierig war: «Wie Katz und Maus» seien die beiden im Operationssaal gewesen, beschreibt Lemme die Stimmung.

Der streikende Assistenzarzt selbst sieht sich als Opfer. Er schreibt «10vor10»: «Ich wurde gemobbt und verleumdet. Mein Ruf als Arzt wurde schwer beschädigt. […] Ich bleibe im Hungerstreik bis das Kinderspital mir meinen Ruf rehabilitiert.»

Ein unerklärter Abgang

Martin Vollenwyder ist Präsident des Stiftungsrates des Zürcher Kinderspitals. Er bedauert, dass der Arbeitskonflikt eskaliert ist – weist aber die happigen Vorwürfe gegen das Kispi zurück: «Da ist nicht viel dran. Jemand wurde in seinem Selbstvertrauen getroffen, weil er das Spital verlassen musste und hat nun die Flucht nach vorne angetreten.»

Tatsache ist aber: Am Zürcher Kinderspital rumort es seit längerem. Michael Hübler, Leiter der Herzchirurgie am «Kispi» seit 2012, wurde im vergangenen November freigestellt. Und das, obwohl seine Kompetenz in Fachkreisen unbestritten ist. Eine Begründung, warum es zu diesem Schritt kam, fehlt bis heute. Es wurde Stillschweigen vereinbart.

Ein Nachfolger wurde noch nicht gefunden – bis die Herzchirurgie-Professur wieder besetzt ist, muss das Kinderspital auf eine Übergangslösung setzen. Interimsleiter Hitendu Dave bekommt Unterstützung von René Prêtre: Der Star-Chirurg aus Lausanne übernimmt die komplizierten Fälle und operiert einen Tag in der Woche in Zürich. Heute erklärt Prêtre, dass das System funktioniere: «Wir mussten keinen Patienten abweisen und konnten jede Operation wie geplant durchführen.»

«Professur so schnell wie möglich besetzen»

Für Kardiotechniker Frietjof Lemme trotzdem eine unbefriedigende Situation: «Ich konnte das Konstrukt nicht mittragen, dass jemand von irgendwoher kommen muss für die komplizierten Fälle. Der muss da sein. Deshalb habe ich gekündigt.»

Das Kinderspital erklärt, dass die Sicherheit der Patienten jederzeit gewährleistet sei. Generalsekretär Urs Rüegg meint aber auch: «Wir sind nicht zufrieden mit der Übergangslösung. Wir wollen, dass die Professur so schnell wie möglich wieder besetzt wird.»

Meistgelesene Artikel