Es herrscht dicke Luft in Aarau. Wirte, Barbetreiberinnen, Stadträte und Parteien gehen verbal aufeinander los. Grund ist ein Streit um den wichtigsten Feiertag in Aarau: den Maienzug bzw. das Stadtfest, das jeweils am Abend davor stattfindet, den sogenannten «Maienzug-Vorabend».
Zehntausende strömen dabei jeweils in die Innenstadt, die zur Festhütte wird. Restaurants und Bars haben neben ihren Lokalen eigene Festzelte auf den Altstadtgassen und es gibt Bühnen, auf denen Musikerinnen und Musiker spielen.
Diese Woche spielte die Aarauer Stadtregierung nun die Spielverderberin: Drei Wochen vor dem Anlass bewilligte der Stadtrat das Konzept des organisierenden Vereins nicht. Dies, weil die Organisatoren das neue Mehrwegbecher-Konzept der Stadt nicht richtig umsetzen würden. Das Organisationskomitee wollte zwar Mehrwegbecher einsetzen, allerdings ohne Depot.
Für die zuständige Stadträtin Silvia Dell'Aquila ist damit das Stadtfest damit nicht bewilligungsfähig: «Das entsprechende Reglement wurde vom Stadtparlament so beschlossen». Einwegbecher sind demnach nicht mehr erlaubt. Die Stadtregierung glaubt, dass ohne Depotsystem die Mehrwegbecher liegengelassen werden, was zur Verwendung von Mehrwegbechern ad absurdum führen würde.
150'000 Becher sind bestellt
Damit stösst die Stadtregierung viele vor den Kopf, denn der Maienzug-Vorabend ist für Wirtinnen und Wirte eine wichtige Einnahmequelle. Das OK betonte, dass ein Depotsystem teuer und mit dem Anbieter der Mehrwegbecher nicht umzusetzen sei, da die Becher bereits am Tag darauf an einem anderen Ort wieder verwendet würden.
Allerdings wurde das Gesuch für das Stadtfest erst vor zwei Wochen eingegeben, obwohl die Daten jeweils Jahre im Voraus klar sind. In der Kritik steht deshalb nicht nur die Stadtregierung, sondern auch das Organisationskomitee. Dieses betont wiederum, man organisiere das Fest nebenbei in der Freizeit und habe kein Konzept für die 150'000 Becher mit Depotsystem auf die Beine stellen können.
Ganz ins Wasser fallen soll das Stadtfest deswegen aber nicht. Wie sich gestern herausstellte, will der Verband Gastro Altstadt Aarau als Organisator einspringen. Damit soll verhindert werden, dass alle 60 Bars und Restaurants einzeln eine Bewilligung beantragen und ein eigenes Mehrwegbechersystem auf die Beine stellen müssen.
Allerdings drängt die Zeit, denn das Stadtfest findet bereits in drei Wochen statt. Deshalb versucht der Wirteverband auf die Schnelle doch noch einen Anbieter von Mehrwegbechern zu finden, bei dem auch ein Depotsystem umsetzbar wäre. Gemäss der Aargauer Zeitung gibt es bereits eine mögliche Lösung – ausgerechnet mit dem ursprünglich vorgesehenen Becheranbieter. Nächste Woche soll ein neues Gesuch bei der Stadt eingegeben werden, dieses Mal mit Depot.