Olivier Zegg begutachtet die Baustelle seines zukünftigen Fünfsternehotels Chasa Montana. Der Juniorchef der erfolgreichen Samnauner Hoteliers- und Geschäftsfamilie möchte Anfang Dezember eröffnen: «45 grosszügige Wohlfühl-Suiten wird es geben, ein neues Energiekonzept und natürlich Wellness vom Feinsten», schwärmt der Geschäftsmann.
«Denn nicht nur Schnäppchenjägerinnen und -jäger sollen nach Samnaun kommen, auch kaufkräftige Kundschaft. Und die legt Wert auf ein erstklassiges Ambiente.» Wie viel die Zeggs investieren, will er nicht verraten, aber es sei ein «Hosenlupf».
Shoppingerlebnis und Berggipfel
Die Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden: Der Onlinehandel, der starke Franken und das grosse Angebot machen zu schaffen. Inzwischen thronen im Dorf 50 Läden, darunter auch exklusive Schmuck- und Uhrengeschäfte. Überall gibt es Designer- und Sportartikel, Kosmetik, Parfum, Spirituosen und natürlich Tabakwaren.
Das zollfreie Einkaufen ermöglicht auf gewisse Produkte, etwa auf Zigaretten, einen Preisvorteil von fast 50 Prozent. Das locke noch immer viele Tagestouristen aus der Schweiz und dem nahen Ausland nach Samnaun, sagt Olivier Zegg. «Aber das Konzept ist es, die Gäste mehrere Tage hier oben zu beherbergen, schliesslich ist die Silvretta Arena Samnaun/Ischgl die grösste Skiarena der Ostalpen.»
Weiter ist er überzeugt: «Das Bild von Samnaun als billiges Schnaps- und Benzinparadies hat sich verändert. Wir setzen auf den qualitativen Handel, hochwertige Produkte und gute Dienstleistungen.»
Aus für den Tanktourismus
Aktuell boomt der Tanktourismus in Samnaun wegen der hohen Treibstoffpreise, denn dank des Zollfreistatus fällt die Mineralölsteuer weg. Das ist für viele einen Ausflug oder einen Umweg ins 1800 Meter über Meer gelegene Dorf wert. Nicht nur der Tank wird gefüllt, auch Kanister um Kanister.
«Diese Szenen werden in den nächsten Jahren zunehmend der Vergangenheit angehören», erklärt Arno Jäger, ehemaliger Gemeindevorstand und Dorfhistoriker. Er rechnet damit, dass mit der zunehmenden Veränderung der Mobilität in den kommenden Jahren der Tanktourismus massiv einbricht, da die Gäste mit Elektromobilen oder anderen alternativ betriebenen Fahrzeugen unterwegs sein werden.