Das Wichtigste in Kürze
- Die Umsätze auf der teuersten Einkaufsmeile der Schweiz sind bis zu 20 Prozent eingebrochen – seit dem Frankenschock 2015.
- Viele Kunden kaufen seither lieber im Ausland oder im Internet ein.
- Jetzt zeigen erstmals Zahlen, dass die Mieten an der Zürcher Bahnhofstrasse sinken.
- In der vergangenen fünf Jahren haben Vermieter 200 Millionen Franken weniger eingenommen.
Der Frankenschock blieb nicht ohne Wirkung auf das grösste «Einkaufszentrum» der Schweiz, die Zürcher Bahnhofstrasse. Genaue Zahlen gibt es zwar nicht, Schätzungen verschiedener Marktteilnehmer gehen davon aus, dass die Boutiquen und grossen Warenhäuser seit 2015 etwa 3 Millionen Kunden weniger haben pro Jahr, die ihn ihren Geschäften einkaufen.
Es gibt Geschäfte, die haben bis zu 20 Prozent weniger Umsatz.
Milan Prenosil, Präsident der Cityvereinigung Zürich, der Dachorganisation der Zürcher Geschäftsverbände, beschreibt die Situation als dramatisch: «Es gibt Geschäfte, die haben bis zu 20 Prozent weniger Umsatz.» Globus-Chef Thomas Herbert beziffert den Umsatzeinbruch zwischen 10-15 Prozent: «Besonders hoch ist der Einbruch bei den Textilien.»
Erstmals tiefere Mieten
Der Umsatzeinbruch habe dazu geführt, dass die Mieten rund um die Bahnhofstrasse sinken, sagt Immobilienmakler Marc-Christian Riebe, der seit Jahren die Entwicklung an der Bahnhofstrasse beobachtet: «Die Mieten sind um 200 Millionen Franken in den vergangen fünf Jahren gesunken.» 42 Geschäfte hätten ihre Mieter gewechselt, so viel wie noch nie innert so kurzer Zeit.
Für Milan Prenosil sind die Mieten teilweise immer noch zu hoch. Es finde ein Verdrängungswettbewerb statt. Das Zürcher Gewerbe kämpfe mit ungleichen Spiessen gegen internationale Grosskonzerne. «Ich wünsche mir mehr Verantwortungsbewusstsein von den Vermietern», sagt der Präsident der Zürcher Cityvereinigung. Die Bahnhofstrasse brauche einen gesunden Mix von Grosskonzernen und lokalem Gewerbe.
Hoffen auf ein besseres Geschäftsjahr
Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich geht davon aus, dass sich der wirtschaftliche Abschwung verlangsamt. Die Geschäfte in der City hoffen denn auch, davon profitieren zu können. Manuel Wiesendanger, Chef des Haushaltswarengeschäfts Sibler am Münsterhof, glaubt der Krise trotzen zu können. Wiesendanger musste vergangenes Jahr erstmals seit 35 Jahren Stellen streichen: «Wir mussten drei Mitarbeiter entlassen. Das tat weh.»
Einen kleinen Silberstreifen am Horizont sieht er dennoch: «Der Märzumsatz ist im Vergleich zum letzten Jahr um 2 Prozent gestiegen.» Die Krise aber, die sei noch lange nicht vorbei.
Der Schweizer Detailhandel hat seit dem 15. Januar 2015 vier Milliarden Franken verloren – als die Schweizerische Nationalbank den Euromindestkurs von 1.20 Franken aufhob. Die Verteuerung des Schweizer Frankens führte dazu, dass die Kunden vor allem im Internet oder im Ausland einkaufen.