Zuletzt über 2 Millionen Besucher und Berge von Abfall: Als grösstes Volksfest der Schweiz hat das Züri Fäscht keine Zukunft mehr. Der Verein Zürcher Volksfeste macht Schluss. «Es braucht jetzt eine Neuausrichtung, und dafür sind wir die Falschen», so OK-Sprecher Andreas Hugi.
Wie man trotz immer strengerer Auflagen der Stadt und des Gebots der Nachhaltigkeit ein Stadtfest erfolgreich ausrichten kann, das machen zwei Städte vor.
Baden: regionaler Rückhalt
Es sei nicht grundsätzlich schwieriger, ein Stadtfest zu organisieren, wenn die Auflagen zunehmen – man müsse einfach kreativer sein, sagt Oliver Eglin, Präsident des Badenfahrtkomitees. «Die grosse Stärke der Badenfahrt ist, dass sie nicht von einem Verein organisiert wird, sondern von 100.» Dahinter stünden je wieder 100 Personen. «Wir haben also 10'000 Festorganisatoren.» Das sorge für Verankerung des Festes in der Region. Kommt dazu, dass im Komitee auch Personen aus der Stadtverwaltung sitzen. «Wenn so viele Leute mitmachen, dann ist die Akzeptanz in der Gesellschaft sicher grösser. Es gehört zur Identität der Region.»
Trotzdem gibt es Kritik, die Badenfahrt sei zu gross geworden. Das OK habe sich vor der diesjährigen Ausgabe Gedanken gemacht, wie man das Fest wieder regionaler halten könne, nachdem 2017 (mit 1.2 Mio. Besuchern) ein Rekord erreicht worden war. «Wir wollten die Stadt nicht überfordern mit dem Fest.» Auf grosse Bewerbung ausserhalb der Region habe man deshalb verzichtet – erfolglos. Erneut kamen über 1 Million Menschen aus nah und fern in die Kleinstadt. Eglins Fazit: «Wir werden uns auch für das nächste Fest Gedanken machen müssen, wie wir es anstellen, dass die Badenfahrt ein Fest für die Region und nicht ein Fest für die Schweiz ist.»
Luzern: Kleiner ist feiner
Kleiner und lokaler werden: Diesen Schritt hat man in Luzern bereits vollzogen. «Das alte Fest war für die ganze Zentralschweiz», erklärt Stefan Sägesser, Sprecher des Stadtfests Luzern. Man habe über die Stadt hinaus Werbung gemacht, bekannte Bands auf einer grossen Bühne spielen lassen, ein riesiges Gastroangebot gehabt. «Das Fest wurde immer noch grösser und anonymer.»
Deshalb habe man die Stadt wieder für die Luzernerinnen und Luzerner zurückholen wollen und dies – nach einer Coronapause – 2022 mit Redimensionieren versucht. Die Vereine sollten aktiv einbezogen werden, mehr Eigenverantwortung für das Fest übernehmen. Gleichzeitig wurden auch Nachhaltigkeitsprinzipien eingeführt – da habe man nicht darauf gewartet, dass die Stadt das von oben vorschreibe.
Das neue Motto lautet: Feiern und sich begegnen. Mit dem diesjährigen Fest, das statt 120'000 nur noch rund 70'000 Personen besucht haben, ist Sägesser denn auch zufrieden. Auch die Bevölkerung habe es gut aufgenommen.
Zürich muss eigene Lösung finden
In Hinblick auf das neue Konzept, das die Stadt Zürich nun für ihr Fest ausarbeiten wird, will Eglin vom Badenfahrt-OK keine Tipps geben: «Man kann Baden und Zürich nicht miteinander vergleichen, nur schon von der Grösse her und dem Einzugsgebiet.» Baden als Vorbild zu nehmen – das findet der OK-Präsident der Badenfahrt schwierig. Und auch der Luzerner Sägesser findet, dass Zürich selbst herausfinden muss, wie es sein Fest in Zukunft gestalten will.
Beide Städte aber sehen die Zukunft in mehr lokaler Verankerung und mehr Nachhaltigkeit. «Immer grösser – das ist vorbei», so Sägesser.