Die Abfalleimer quellen über. Plastikteller, Becher und PET-Flaschen säumen den Asphalt. Unmengen von Bierdosen liegen auf der Strasse. Solche Szenen zeigen die unschöne Begleiterscheinung des Züri Fäscht.
Über 260 Tonnen Abfall blieben am letzten Züri Fäscht 2019 liegen. Zurückgelassen von zweieinhalb Millionen Besucherinnen und Besuchern, die ums Zürcher Seebecken feierten. Diese Abfallmenge wollen die Organisatoren jetzt halbieren.
Das letzte Züri Fäscht 2019
Deshalb führen die Organisatoren zusammen mit der Stadt Zürich ein Depot-System ein. Es kommt beim nächsten Züri Fäscht 2023 zum Einsatz und gilt für PET-Flaschen und Aludosen. Die Besucherin erhält bei der Bestellung einen Jeton dazu. Retourniert sie später den leeren Behälter samt Jeton, bekommt sie zwei Franken zurück.
Wertstoffe wie Glas, PET oder Alu sollen konsequent getrennt werden. «Nur schon dadurch können wir einen grossen Teil unseres Abfalls verringern», sagt Geschäftsführerin Jeannette Herzog. Eine Reduktion um die Hälfte sei realistisch.
Am Konzept fürs Züri Fäscht 2023 fällt aber etwas auf: Mehrweggeschirr ist keine Pflicht. Ein solches System wollen die Organisatoren schrittweise einführen. 2026 starten sie mit Mehrwegbechern, später soll Mehrweggeschirr folgen.
«Es ist nicht sinnvoll, alles gleichzeitig zu versuchen», sagt Jeannette Herzog. Eine grosse Herausforderung ist laut den Organisatoren das offene Festgelände: Becher und Teller einzusammeln, abzuwaschen und zurückzubringen, sei schwierig.
Wie beurteilen Umweltschützer diese Pläne? Greenpeace Schweiz sieht im Depot-System «einen guten ersten Schritt». Noch wirksamer sei aber die Umstellung auf Mehrweggeschirr, sagt Mediensprecherin Michelle Sandmeier. «Hier ist der Zeitplan zu wenig ambitioniert.»
Die Verantwortlichen hätten schon früher auf ein Mehrweg-System umstellen können. Hier habe es bisher am Willen gefehlt. «Zudem sollten drei Jahre genügen, um Mehrweggeschirr vollständig einzuführen.»
Mehrweggeschirr ist in anderen Städten Pflicht
In Bern sind Veranstalter zu Mehrweggeschirr verpflichtet, wenn sie im öffentlichen Raum feiern. Auch in Basel-Stadt ist dies obligatorisch, die Fasnacht ist eine Ausnahme.
Punkto Mehrweggeschirr stehen Basel und Bern in einem Städtevergleich deshalb als Spitzenreiter da. Die Umweltorganisation Greenpeace hat 2021 untersucht, wie stark sich die Städte für solche Systeme einsetzen. Zürich erhielt dabei schlechte Noten und landete auf dem letzten Platz.
Die Stadt Zürich argumentierte letzten Sommer, die Defizite seien bekannt. Weitere Massnahmen seien aufgegleist. Obligatorisches Mehrweggeschirr an Veranstaltungen, das lehnt die Stadt aber bis heute ab. Einer der Gründe: Die Kontrollen und Sanktionen seien schwierig umsetzbar. Am erfolgreichsten seien solche Systeme, wenn Veranstalter diese aus Überzeugung einführten.
Mehr Nachhaltigkeit, höhere Kosten
«Wir haben das Konzept zusammen mit den Organisatoren des Züri Fäscht ausgearbeitet», sagt die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Die Abfallmenge um die Hälfte zu reduzieren, sei bereits ein grosser Schritt. «Dadurch steigt auch der Aufwand», sagt Mauch.
Deshalb soll sich die Stadt Zürich neu mit 1.25 Millionen Franken am Fest beteiligen. Dies wären 350'000 Franken mehr als derzeit. Über die Anpassung muss noch das Stadtzürcher Parlament entscheiden.