Verbote soll es keine geben im Stadtzürcher Gebiet Alt-Wiedikon und Binz. Vielmehr will die Stadt die Bevölkerung zu klimafreundlichem Verhalten animieren. Deshalb sammelt sie nun Ideen für Projekte, wie konkret CO₂ eingespart werden kann.
Acht Millionen Franken lässt sich die Stadt Zürich das Pilotquartier Netto-Null kosten. In den nächsten sechs Jahren soll dieses erproben, wie Klimaschutz geht. Ab jetzt bis im Frühling 2026 läuft der Ideenwettbewerb. Bevölkerung, Vereine und Firmen können in dieser Zeit konkrete Vorschläge für klimafreundliche Projekte einreichen.
Vorgaben gibt es keine. «Die besten Ideen werden verfolgt und finanziell unterstützt», sagt der zuständige Stadtrat Andreas Hauri (GLP). Einziges Kriterium: Es müssen Treibhausgase eingespart werden.
Zürich will bis 2040 klimaneutral unterwegs sein
Hintergrund des Projekts ist die städtische Klimastrategie Netto-Null bis 2040. Diese hat die Bevölkerung 2022 mit knapp 75 Prozent Ja-Stimmen beschlossen. Für das Pilotquartier bewilligte das Zürcher Stadtparlament im Februar 2024 die knapp acht Millionen Franken.
Begleitet wird das Pilotquartier vom Zürcher Planungsbüro Urbanista. Julian Petrin nennt mögliche klimafreundliche Projekte: «Zum Beispiel ein privates Carsharing einer Nachbargruppe, das Geld für eine Infrastruktur benötigt.» Oder: eine Aktion gegen Foodwaste. Und es könne beispielsweise sein, dass eine Firma auf ihrem Grundstück ein Stück «essbare Stadt» einrichten wolle, auf dem die Mitarbeitenden anpflanzen könnten. Julian Petrins sagt: «Es kann eine ganz bunte Palette von Projekten sein.»
Gerade hier leben Menschen, denen der Klimaschutz wichtig ist.
Dass viele Ideen kommen werden, davon ist Stadtrat Andreas Hauri überzeugt. Eine Umfrage habe ergeben, dass viele Leute bereit seien, mitzumachen. «Gerade in Wiedikon und Binz leben Menschen, denen der Klimaschutz wichtig ist. Das sehen wir auch bei Abstimmungen.» Wichtig ist Hauri die Freiwilligkeit. Zum Beispiel dürften die Restaurants im Quartier weiterhin Fleisch servieren, falls sie das wollten.
Das lokale Gewerbe solle ohnehin eingebunden werden ins Pilotprojekt. Diverse Unternehmen hätten bereits eine Erklärung unterzeichnet, dass sie sich für den Klimaschutz einsetzen wollen. Ausserdem biete die Stadt Beratungen an, etwa für klimafreundliche Hausrenovationen. Und sie will fast 30 neue Ladestationen für Elektroautos aufstellen.
Wie die Stadt Zürich allerdings messen will, ob die Projekte tatsächlich Wirkung zeigen, bleibt offen. Stadtrat Andreas Hauri sagt dazu, das Ziel sei klar: «Wir wollen aufzeigen, wie wir mit der Bevölkerung, Firmen und Vereinen den Alltag so gestalten können, dass er klimafreundlicher wird.»
Kritische Töne aus dem Quartier
Das Projekt kommt nicht überall gut an. Der Stadtzürcher FDP-Parlamentarier Flurin Capaul sitzt auch im Vorstand des Quartiervereins Wiedikon.
Weshalb muss die Stadt denn dafür so viel Geld ausschütten?
Vereinsmitglieder würden sich schon für kleine Projekte im Quartier einsetzen – mit einem schmalen Budget. «Weshalb muss die Stadt denn dafür so viel Geld ausschütten?», fragt er sich.
Die Stadtparlamentarierin Julia Hofstetter (Grüne) steht dem Projekt positiv gegenüber. Sie kritisiert aber den Zeitplan und dass das Projekt nicht auf die ganze Stadt ausgedehnt wird. «Jetzt, 2025, testet man etwas. Ich hätte aber gerne eine richtig grosse Geschichte.»