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Zugangssperre für Teenager Was bringt ein Social-Media-Verbot für Jugendliche?

Ein Verbot für Jugendliche für Tiktok, Instagram und Co. wird im Moment diskutiert. Ein Medienpsychologe sieht es kritisch.

Der oberste Schulleiter der Schweiz fordert einen Jugendschutz im Umgang mit sozialen Medien, wie er in einem Interview mit Tamedia erklärt. «Aus meiner Sicht gehören soziale Medien für Minderjährige verboten», sagte Thomas Minder dem Medienhaus.

«Verbote sind eine trügerische Lösung», sagt Daniel Süss, Professor für Medienpsychologie an der ZHAW, «man hat dann den Eindruck, das Problem sei erledigt. Das kann aber eine Illusion sein.» Jugendliche würden nicht nur auf sozialen Medien kommunizieren, sondern auch auf Messenger oder in Games. Ein Risiko eines Verbots sei daher, dass Jugendliche dann in Räume wechseln, wo Erwachsene noch weniger mitbekommen würden, was läuft.

Plattformanbieter aus der Pflicht

Ein weiteres Risiko bei Social Media-Plattformen erst ab 18 Jahren wäre, dass sich dann Plattformen nicht mehr für den Jugendschutz zuständig sehen würden. Man müsse alle Beteiligten in die Verantwortung nehmen, so Medienpsychologe Daniel Süss.

Person hält Smartphone mit App-Symbolen.
Legende: Jugendliche und Social Media – ist es sinnvoll? Und wenn ja, wie viel? Die Frage beschäftigt. (Symbolbild) DPA/ ELISA SCHU

Die Plattformanbieter müssten Schutzmassnahmen ergreifen, die Erziehenden mit den Jugendlichen über den Umgang mit Social Media sprechen. Aber auch die Schulen sollten laut dem Experten Medienkompetenz unterrichten und der Staat müsste eine Aufsicht wahrnehmen, ob eben die Plattformen moderieren oder nicht.

Vorteile von Social Media

Social Media ist auch ein Ort, wo man Gleichgesinnte treffen kann. «Da können Jugendliche sich mit anderen austauschen, sie werden zu Kreativität angeregt. Oder junge Menschen, die auf der Suche nach ihrer Identität seien und nicht zum Mainstream gehören, können da Unterstützung finden.»

Wäre ein Verbot technisch möglich?

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Drei Fragen an SRF-Digitalredaktorin Tanja Eder:

Ist es technisch möglich, ein Verbot für Minderjährige einzuführen?

Ja, dazu muss man bei der Anmeldung auf der jeweiligen Plattform eine Altersprüfung durchführen. Mit der E-ID wird es möglich werden, solch eine Prüfung relativ einfach und sicher umzusetzen. Zudem ermöglicht es die E-ID den Usern, anonym zu bleiben, also nur das Alter anzugeben ohne weitere Angaben wie den Namen preis zu geben.

Andere Länder haben schon solche Verbote beschlossen. Wie lösen diese das technisch?

In Ländern ohne E-IDs gibt es unterschiedliche Ansätze. Zum Beispiel muss ein amtlicher Ausweis (ID, Pass oder Führerschein) gezeigt und per Video des eigenen Gesichts bestätigt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Altersüberprüfung über das Smartphone: Der Mobilfunkanbieter überprüft den Ausweis beim Kauf einer SIM-Karte und schreibt das Alter im Chip fest oder verknüpft es mit der Telefonnummer.
Es gibt eine Reihe weiterer Techniken: Anbieter können das Alter zum Beispiel aufgrund des Gesichts oder des Verhaltens online (wie Sprache oder Tastaturanschläge) schätzen.

Was müssen die Firmen hinter Snapchat, Insta und Co. tun?

Diese Firmen müssten die Altersüberprüfung implementieren. Sie müssten also speziell für die Schweiz die Überpüfung via Schweizer E-ID in ihre Programme einbauen. Das dürfte nicht allzu viel Aufwand sein, aber ob amerikanische Techkonzerne dazu bereit sind, eine Lösung extra für die Schweiz zu entwickeln, ist offen. Allenfalls setzen sie lieber auf eine andere Lösung, die auch im EU-Raum zum Einsatz kommen kann.

 

Jugendliche würden sich heute auch immer mehr selbst schützen, so Daniel Süss. So hätten in Befragungen Jugendliche gesagt, dass sie beispielsweise während Prüfungsphasen oder während Phasen, in welchen sie sich stärker fokussieren wollen, Social Media von ihren Smartphones löschen. Viele Jugendliche würden sich also auch selbst regulieren.

Australien hat es schon getan

Bereits Ende letztes Jahr hat Australien Social-Media-Plattformen für unter 16-Jährige verboten. Das Gesetz soll im Dezember in Kraft treten, ab dann sollen sich unter 16-Jährige nicht mehr auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder Snapchat anmelden können.

Es folgen immer mehr Länder: So plant auch die dänische Regierung ein Verbot sozialer Netzwerke für Kinder unter 15 Jahren. Allerdings ist bislang offen, welche Plattformen das Verbot betrifft, wann dieses verabschiedet und in Kraft treten wird.

Politische Forderungen

Auch die Politik stellt sich Fragen zu einem möglichen Verbot von Social Media für Jugendliche.

Ein Postulat von Maya Graf (Grüne, BL) verlangt Antworten auf die Frage, wie sich der Bundesrat zur Frage von einem Smartphone-Verbot an Schulen oder zu einem Verbot des Zugangs zu Medienplattformen wie Tiktok oder Instagram für unter 16-Jährige stellt. Der Bundesrat will dazu einen Bericht vorlegen.

SRF4 News, 9.10.2025, 6:13 Uhr;weds ; 

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