Es ist eine Zahl, von der die YB-Kickerinnen noch vor kurzer Zeit nicht zu träumen wagten:
Rund drei Wochen vor dem Saisonstart der Women's Super League hat YB bereits 1500 Saisonkarten für das Frauenteam verkauft. Das sind fast viermal so viele wie ein Jahr zuvor.
YB-Frauen ziehen FC Basel bei Saisonkarten davon
Die Bernerinnen lassen die anderen Clubs damit weit hinter sich: Der FC Basel etwa hat bislang 300 Saisonabos verkauft, das sind 40 mehr als letztes Jahr.
Beim FC Zürich hat der Verkauf der Saisonkarten der FCZ-Frauen erst am Dienstag begonnen. Statt 79 Franken wie in der letzten Saison kostet ein Ticket für alle Heimspiele neu 160 Franken. Grund sei ein Anstieg der «strukturellen Kosten». Die Antworten von weiteren Clubs stehen noch aus.
Die YB-Frauen lassen die direkte Konkurrenz punkto verkaufter Saisonkarten also deutlich hinter sich. Was sind die Gründe? Einerseits profitieren sie von der EM-Euphorie, die in der Bundesstadt die Massen elektrisierte. Von der Strahlkraft Lia Wältis, Lokalmatadorin und frühere YB-Juniorin.
Anderseits holte YB mit Natispielerin Iman Beney im Mai den Meisterinnen-Titel. Über 10'000 Menschen pilgerten an das entscheidende Finalspiel im Wankdorfstadion gegen GC und kamen so mit dem Frauenfussball in Berührung.
Es braucht Attraktionen rund um das Spiel.
Doch Meistertitel und EM-Euphorie allein genügen nicht, um neue Fangruppen dauerhaft zu binden. «Es braucht Attraktionen rund ums Spiel», sagt Franziska Schild, Verantwortliche Frauenfussball bei YB.
Frauenspiele ziehen eher Event-Publikum an
Das klassische Fussballpublikum finde sich nur teilweise bei den Frauenspielen ein. Stattdessen spricht Schild von einem «Event-Publikum». YB will deshalb gezielt auch abseits des Rasens Erlebnisse schaffen: Sirup, Kinderspiele, thematische Spieltage wie der Kids Day – das Spiel wird zum Event, das Stadion zum Begegnungsort.
Zudem versucht der Club, dem Frauenfussball generell mehr Gewicht zu geben, etwa in der Kommunikation auf den sozialen Medien.
Auch der FC Basel will «seinen» Frauen vermehrt eine grössere Plattform bieten. «Auch die Frauen sollen so oft es geht im grossen St. Jakob-Stadion spielen», sagt Fabian Sanginés, Verantwortlicher Frauenfussball beim FCB. Ziel sei es, zwei bis drei «Highlightspiele» pro Saison in der grossen Arena zu bestreiten.
Billig-Saisonabi kurbelt Verkäufe an
Wie oft die YB-Frauen künftig im Wankdorf statt auf dem Sportplatz Wyler antreten werden, ist noch offen – ebenso die Frage, wie viele der 1500 Saisonkarten tatsächlich regelmässig eingelöst werden. Denn Besitzerinnen und Besitzer von YB-Abos des Männerteams konnten die Saisonkarte der YB-Frauen für nur 40 Franken dazukaufen.
Aus dem Fanumfeld heisst es, etliche hätten den Abokauf auch als symbolische Geste verstanden: als Unterstützung für den Frauenfussball, weniger aus dauerhaftem sportlichem Interesse.
Wie sehr das zutrifft, wird sich ab dem 23. August in der neuen Saison der Women's Super League weisen.