Die Zukunft des Schwerverkehrs auf der Strasse ist automatisiert. Darauf hat Verkehrsministerin Doris Leuthard die Mitglieder des Verbands der Lastwagen-Chauffeure «Les Routiers Suisses» vorbereitet.
Technisch sei heute eigentlich schon sehr vieles möglich, sagt Leuthard nach ihrem Auftritt in Zuchwil (SO). Doch rechtlich seien noch sehr viele Fragen offen. Im internationalen Strassenverkehrsrecht sei heute vorgeschrieben, dass die Fahrerin oder der Fahrer das Fahrzeug jederzeit beherrschen müsse.
Man muss technische Realisierung von rechtlicher Zulassung und Integration in den Verkehrsfluss unterscheiden
Im Zusammenhang mit dem selbstfahrenden Auto oder Lastwagen müsse deshalb geklärt werden, welches Sicherheitsniveau das Fahrzeug gewährleisten müsse, damit man noch von einer Beherrschung sprechen könne.
«Man muss technische Realisierung von rechtlicher Zulassung und Integration in den Verkehrsfluss unterscheiden. Das wird tatsächlich noch dauern», sagt Bundesrätin Leuthard.
Und weil noch so viele Fragen offen seien, was die Sicherheit betreffe, müsste man üben können. Zurzeit gebe es solche Teststrecken im grossem Umfang nur in Schweden, im kleineren Stil noch in Deutschland.
Teststrecke in der Schweiz?
Nun prüft man auch in der Schweiz ein Pilotprojekt. Auch hier soll das sogenannte «Truck Platooning» getestet werden. Darunter versteht man mehrere Lastwagen hintereinander, die zu einem virtuellen Konvoi gekoppelt werden. Gesteuert werden sie vom Fahrzeug an der Spitze.
Mit den überlasteten Nationalstrassen in der Schweiz sei es schwierig, einen solchen Versuch am Tag durchzuführen.
Deshalb fasse man jetzt zumindest einen Pilotversuch nachts ins Auge, bestätigt Leuthard: «Das ist im Moment das, was man diskutiert. Man will in Randzeiten testen. Unter vereinfachten Verhältnissen aber immerhin mit Signalisierungen. Auch wenn ein Unfall passiert. Wie reagiert ein schwer beladenes Fahrzeug? Wie weit ist der Bremsweg? Das sind alles Sachen, an denen wir interessiert sind. »
Bei den «Routiers Suisses» zeigt man sich skeptisch. Generalsekretär David Piras meint zum Thema Platooning: «Meiner Ansicht ist die Schweiz für Platooning zu dicht und die Wege sind zu kurz.
Ich gehe nicht davon aus, dass wirklich selbstfahrende LKW ohne Begleitung in den nächsten 10 bis 20 Jahren auf die Strasse kommen.
Platooning sei auf Langstrecken interessant, wenn man 300, 400 Kilometer zurücklege. Solche langen Strecken würden in der Schweiz nicht existieren. Ohnehin denkt der Generalsekretär des Chauffeur-Verbandes nicht, dass sein Berufsstand wegen der Automatisierung gleich überflüssig werde: «Ich gehe nicht davon aus, dass wirklich selbstfahrende LKW ohne Begleitung in den nächsten 10 bis 20 Jahren auf die Strasse kommen. »
In diesem Punkt gibt die Verkehrsministerin den Chauffeuren recht. Auch selbstfahrende Züge oder Flugzeuge mit Autopiloten kämen nie ohne Lokführer oder Piloten aus, die im Notfall eingreifen könnten. Und den Delegierten des Verbandes ruft sie zu: «Wenn Sie sich das vor Augen führen, müssen sie sich keine Sorgen machen, dass sie wegrationalisiert werden. Aber ihr Beruf wird sich sicher bis in 20 oder 30 Jahre ändern.»
Sein Verband werde sich dieser Entwicklung nicht verschliessen, versichert Generalsekretär Piras.