Gestriegelte Kühe mit prächtigem Kopfschmuck und stolze Bauern in Sonntagstracht: Traditionelle Alpabfahrten gibt es unzählige in der Schweiz. Nur wenige jedoch sind so gross wie jene in der luzernischen Region Entlebuch. Hier hat sich die Alpabfahrt zu einem regelrechten Volksfest gemausert. Um die 10'000 Besucherinnen und Besucher empfangen in Schüpfheim jeweils die Älplerfamilien mit ihrem Vieh. Heuer wird der Anlass zum 20. Mal gefeiert.
Selbstverständlich gebe es solche Alpabfahrten schon viel länger als 20 Jahre, sagt Micha Hafner, der OK-Präsident der Alpabfahrt Entlebuch. «Früher jedoch konnte jede Familie selbst entscheiden, wann sie nach unten kommt. Je nach Futter und Wetter. 2004 hat man sich dann entschieden, das koordiniert zu machen und mit einem Fest für die Älpler zu verknüpfen.»
Älpler geniessen die Aufmerksamkeit
In Schüpfheim, wo die sieben Älplerfamilien einziehen, stehen Markt-, Essens- und Getränkestände. Gestartet hat der Anlass im Jahr 2004 mit rund 2000 Besucherinnen und Besuchern. Mittlerweile sind es teils über 10'000, das Ganze ist zu einem Grossanlass angewachsen. «Auch wir spüren, dass Tradition und Brauchtum im Trend stehen», sagt Micha Hafner.
Das sei in erster Linie vor allem schön. «Die Familien geniessen es, von Tausenden Leuten herzlich empfangen zu werden.» Gleichzeitig habe es aber schon immer Diskussionen darüber gegeben, ob der Anlass nicht zu kommerziell werde.
Halbes Dorf packt mit an
Dem müsse man Gegensteuer geben, sagt der OK-Präsident. «Uns ist wichtig, dass die Alpabfahrt echt bleibt. Die schön geschmückten Tiere sind wirklich die Tiere, die auf der Alp waren. Die Marktstände bieten nur regionale Produkte und solche mit Bezug zur Alpwirtschaft an.» Es dürfe nicht zu Show und Disneyland verkommen.
Damit hänge zusammen, dass der Anlass wahrscheinlich seine Kapazitätsgrenze erreicht habe. «Wir wollen und können nicht mehr weiterwachsen», sagt Micha Hafner. Schon jetzt sei praktisch jeder Verein aus der Umgebung miteingespannt. «Das halbe Dorf hilft mit, diesen Anlass auf die Beine zu stellen.»
Dieses Jahr wird der Besucherrekord von 2019 (über 13'000) wohl so oder so nicht geknackt. Das Wetter wird durchzogen sein – immer wieder ist Regen angesagt. «Wir hätten natürlich Freude, wenn es trocken bleibt», so der OK-Präsident. Immerhin bestehe noch die Möglichkeit, dass es beim Einzug trocken ist. «Aber klar, man zieht auch bei schlechtem Wetter ab.»