Öffentliche Sicherheit ist in der Schweiz Sache der Kantone. Daran wollen die fünf Zentralschweizer Kantone Luzern, Zug, Schwyz, Ob- und Nidwalden zwar nicht rütteln – aber sie wollen die polizeiliche Zusammenarbeit deutlich verstärken.
Obwaldner Notrufe gehen neu nach Luzern
Statt einer Einsatzsatzzentrale in jedem dieser Kantone, soll es ab 2028 nur noch zwei Zentralen geben, in denen Notrufe entgegengenommen und Einsätze koordiniert werden: eine in Luzern und eine in Schwyz.
Erstere soll für die Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden zuständig sein, die zweite für Schwyz und Zug. Die Polizeidirektorinnen und Polizeidirektoren der fünf Kantone haben am Donnerstag eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet.
Als Grund für diese Zusammenlegungen führen sie unter anderem die Kosten an. In allen Kantonen hätten die Einsatzzentralen bald das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, sagt Paul Winiker, Sicherheitsdirektor des Kantons Luzern. Gemeinsame Lösungen böten sich da an.
Kosten sind bis zu einem Drittel tiefer
«So eine Zentrale ist mehr als bloss ein Telefonanschluss, da kommen anspruchsvolle Informatiksysteme, Sensoren und Überwachungskameras zusammen, die rund um die Uhr arbeiten müssen», sagt er.
So eine Zentrale ist mehr als bloss ein Telefonanschluss.
Eine Vorstudie habe ergeben, dass es bis zu einem Drittel günstiger komme, wenn anstelle von fünf kleinen Zentralen zwei grosse gebaut würden. Als weiterer Vorteil komme dazu, dass alle Polizeikorps dann mit den gleichen Systemen arbeiteten, was die Kommunikation erleichtere.
Verschiedene Korps in den Zentralen
Fragt sich jedoch, ob sich die Ersparnisse bei Bau und Betrieb der neuen Zentralen auf die Reaktionsfähigkeit der Polizei auswirken? Karin Kayser, Sicherheitsdirektorin des Kantons Nidwalden, verneint. «Ein Notruf aus Nidwalden geht neu in Luzern ein, aber es ist weiterhin die Nidwaldner Polizei, die dann ausrückt – und sie wird so schnell vor Ort sein wie bis anhin», sagt sie.
Die Polizei wird weiterhin so schnell vor Ort sein wie bis anhin.
Zudem sollen in den neuen Zentralen Polizistinnen und Polizisten aus verschiedenen Kantonen arbeiten. «Es ist für uns wichtig, dass wir Leute aus unserem Korps in Luzern haben, denn es braucht ein Zugehörigkeitsgefühl zu dem Kanton, für den man tätig ist», so Kayser.
Projekt in diesem Umfang ist eine Premiere
Dass gleich fünf Kantone mit ihren Einsatzzentralen zusammenspannen, ist neu in der Schweiz. Allerdings ist es nicht die erste Kooperation in diesem Bereich. So etwa beschlossen vor gut einem Jahr St. Gallen und die beiden Appenzell, ein gemeinsames Notrufsystem zu betreiben – wenn auch ohne räumliche Zusammenlegung der Zentralen, wie dies in der Zentralschweiz geplant ist.
Ein ähnliches Projekt ist aber auch schon gescheitert: Der Kanton Glarus prüfte vor einigen Jahren die Zusammenlegung seiner Einsatzzentrale mit Zürich oder St. Gallen, entschied sich dann aber dagegen.
Uri steht vorerst abseits
Nicht an der neuen Kooperation beteiligt ist vorläufig übrigens Uri, der sechste Zentralschweizer Kanton; er hat lediglich Beobachterstatus. Uri begründet dies mit seiner Sonderstellung: Im Zusammenhang mit der Sicherheit im Gotthard- und im Seelisbergtunnel gebe es bereits eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen.