- Die SP hat neu mit drei von fünf Sitzen die Mehrheit in der Kantonsregierung im Jura.
- Raphaël Ciocchi und Valentin Zuber haben zusammen mit der Bisherigen Rosalie Beuret Siess beim zweiten Wahlgang für den Linksrutsch gesorgt.
- Abgewählt ist Martial Courtet. Der Ex-Mitte-Regierungsrat, der als unabhängiger Kandidat antrat, erhielt zu wenig Stimmen.
Das beste Resultat machte Rosalie Beuret Siess mit 14'647 Stimmen, wie die Staatskanzlei mitteilte. Es folgt der bisherige Mitte-Regierungsrat Stéphane Theurillat mit 13'491 Stimmen. Raphaël Ciocchi, Präsident der jurassischen SP, holte 12'181 Stimmen. Sein Parteikollege Valentin Zuber, der als Gemeinderat im neuen Bezirk Moutier amtet, erreichte 10'747 Stimmen.
Auf dem fünften Rang liegt Jean-Paul Lachat (10'114). Die Wahlbeteiligung lag bei 45.7 Prozent.
SVP verpasst Einzug in die Regierung
Die SVP verpasste eine mögliche Premiere im jurassischen Regierungsrat. Fred-Henri Schnegg, Bruder des Berner Regierungsrats Pierre Alain Schnegg, schaffte die Wahl nicht.
Martial Courtet, der beim ersten Wahlgang vom 19. Oktober noch den dritten Platz belegte, hatte im zweiten Wahlgang weniger Erfolg. Nachdem ein von Courtet in Auftrag gegebener Untersuchungsbericht im August dessen Führungsstil kritisiert hatte, kandidierte er nicht mehr für die Mitte, sondern als «Wilder».
Auch die christlich-soziale PCSI scheitert
Somit teilen sich SP und Mitte die jurassische Regierungssitze. Die PCSI ist nicht mehr in der Exekutive vertreten. Ihr Bisheriger David Eray trat nicht mehr an, und der Kandidat Damien Chappuis schaffte es nicht, den Sitz der unabhängigen christlich-sozialen Kleinpartei zu verteidigen.
Beim ersten Wahlgang vom 19. Oktober hatte niemand das absolute Mehr erreicht. Martial Courtet scheint mit einem Einzelkämpfer-Image viele Stimmen gewonnen zu haben. Dennoch reichte es nicht. In den Augen von anderen Regierungsratsmitgliedern hätte eine Wiederwahl Courtets die Kollegialität gefährdet.
Linke Mehrheit in Kantonsregierungen ist eher selten
«Erst zum zweiten Mal seit 180 Jahren schafft es die SP, die Mehrheit in einer Regierung zu haben. Und das auch noch als linke Partei in einer doch bürgerlichen Schweiz ist umso spektakulärer», so Politologe Sean Müller. Ansonsten war eine linke Mehrheit in Kantonsregierungen bis anhin nur in einer Parteienallianz möglich – aber längst nicht überall: «Es gibt zwei Typen von Kantonen, in denen linke Parteien eine Mehrheit erreichen können», erklärt Müller. «Das sind zum einen städtische Kantone und zum anderen Westschweizer Kantone.»
So gab es neben dem Jura eine linke Mehrheit bereits in drei weiteren Westschweizer Kantonen: Genf, Waadt und Neuenburg. Und auch in Bern und in Basel-Stadt gab es in der Vergangenheit rot-grüne Mehrheiten in den Regierungen.