Die Ski-Weltcuprennen in Adelboden schreiben seit sechs Jahren Defizite. 2020 soll es gemäss Budget ein Minus von 350'000 Franken sein. Sechs Jahre ohne Gewinn – wären die Rennen in Adelboden eine normale Firma, müsste diese über kurz oder lang ihre Bilanz deponieren.
Und auch die Lauberhornrennen in Wengen haben von Jahr zu Jahr mit steigenden Kosten zu kämpfen. Trotz Zuschauerrekord schreiben die Organisatoren im letzten Jahr einen Verlust von 270'000 Franken.
Hilferuf der Organisatoren
Dass es nicht so weit kommt, haben die Organisatoren einen Hilferuf abgesetzt. Und die Politik hat ihn gehört. Vertreter der BDP und der SVP haben im bernischen Kantonsparlament verschiedene Vorstösse eingereicht. So verlangt zum Beispiel die SVP, dass der Kanton Adelboden und Wengen jährlich mit 500'000 Franken unterstützt. Und was sagt die Kantonsregierung?
SRF: Christoph Ammann, was sind die Ski-Weltcuprennen in Adelboden und Wengen dem Kanton Bern wert?
Christoph Ammann: Diese Frage kann man nicht in Franken und Rappen beantworten. Die Rennen in Adelboden und Wengen sind Leuchttürme für den Kanton Bern. Sie haben eine internationale Ausstrahlung und die Winterbilder sind beste Werbung für die Tourismusregion Berner Oberland.
Welchen Wert haben die Rennen denn konkret für das Berner Oberland?
Wengen macht an diesem Wochenende rund 9 Millionen Franken Umsatz, Adelboden eine Woche vorher auch fast 7 Millionen – diese Wertschöpfung fällt nicht nur vor Ort, sondern im ganzen Berner Oberland an. Entsprechend haben die Rennen auch für den ganzen Kanton Bern einen volkswirtschaftlichen Wert.
Der Skiverband verdient an den Rennen in Adelboden und Wengen.
Wo fliesst denn diese Wertschöpfung hin? Wer schöpft da die Gewinne ab, wenn die Organisatoren zum Teil seit Jahren Defizite schreiben?
Sicherlich verdient auch der Skiverband an den Rennen mit. Man muss aber auch sehen: es ist der internationale Skiverband FIS, der den Veranstaltern Auflagen macht; Auflagen, die Kosten verursachen. Es ist bereits geplant, dass wir mit den Veranstaltern von Wengen und Adelboden zusammensitzen und über die Unterstützung des Kantons verhandeln werden.
Aber bezahlen die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bereits heute nicht schon viel an den Ski-Weltcuprennen? Ich denke da besonders auch an die Leistungen von Zivilschutz und Armee.
Selbstverständlich. Wenn man die Auslegeordnung komplett macht, dann stellt man plötzlich fest, dass von Bund und Kanton Bern bereits heute ein schöner Betrag an die Grossveranstaltungen fliesst.
Ein anderes Thema: Wie nachhaltig sind solche sportlichen Grossveranstaltungen? Lassen sich diese einigermassen klimaverträglich durchführen?
Das hängt davon ab, wie hoch man die Messlatte ansetzt. Es ist aber nicht wegzudiskutieren, dass solche Sport-Grossveranstaltungen einen ökologischen Fussabdruck hinterlassen. Die Gesellschaft erwartet vom Staat, dass dieser da hinschaut und entsprechende Rahmenbedingungen stellt.
Das Ziel muss es sein, die Umweltbelastung so weit wie möglich zu reduzieren. Das Bewusstsein für ökologische Themen hat in einer breiten Gesellschaft zugenommen. Daher müssen Politik und am Schluss auch die Veranstalter entsprechend reagieren.
Die Politik kann sich nicht mal so, dann wieder anders entscheiden.
Der Kanton Bern investiert 50 Millionen Franken in das neue Wyss Centre Bern. Dieses soll unter anderem in den Bereichen Klimawandel forschen. Es ist auch vorgesehen, die Jungfrauregion zur ersten CO2-neutralen Tourismusregion zu machen. Wie sehen die Subventionen für die Ski-Weltcuprennen im Licht dieses Forschungsengagements aus?
Da muss die Politik konsistent bleiben. Man kann sich nicht einmal so und ein andermal wieder anders entscheiden. Im Übrigen ist das Wyss Centre auch dafür da, Antworten zu liefern, wie man in Zeiten des Klimawandels solche Sport-Grossveranstaltungen möglichst umweltverträglich auch in Zukunft noch durchführen kann.
Das Interview führte Christian Liechti.