Christian Geiger heisst der CDO – der Chief Digital Officer von St. Gallen. Seit einem Jahr ist er im Amt. Er soll St. Gallen zur Smart City weiterentwickeln.
Menschen, Dienste, Gebäude sollen miteinander vernetzt werden. Gespart werden sollen Kosten, Energie und Zeit, gesteigert die Lebensqualität und die Standortattraktivität.
Grosse Unternehmen haben schon lange CDOs, die für die digitale Transformation verantwortlich sind. Für eine Stadtverwaltung aber ist das neu.
Geiger ist 35 Jahre alt. Er ist in Ravensburg, Deutschland, aufgewachsen, hat Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert. Um Chief Digital Officer zu werden gebe es keine klassische Ausbildung, sagt er. Aber: «Es ist gut, wenn man sich sowohl für die technischen als auch gesellschaftlichen Themen interessiert.»
Wenn die Stadt auf ihre Bewohner reagiert
Im elften Stock des St. Galler Rathauses hat er sein Büro, mit Rundumblick auf die Stadt. Allerdings ist das, womit er sich in St. Gallen beschäftigt, nicht von seinem Büro aus sichtbar.
Das Glasfaserkabelnetz zum Beispiel. Bis Ende des Jahres sind über 99 Prozent der St. Galler Haushalte damit versorgt. Es ist eine Grundlage für smarte, vernetzte Lösungen.
Konkret heisst das: Dank intelligenter Sensoren auf Parkplätzen soll es bald weniger Parkplatzsuchverkehr geben. An bestimmten Orten wird die Strassenbeleuchtung gedimmt, wenn keine Leute in der Nähe sind.
Mit Hilfe von Apps sollen Stadtbewohnerinnen und -bewohner untereinander oder mit der Stadtverwaltung besser kommunizieren und beispielsweise ihren Stromverbrauch ablesen können.
Die smarte Stadt soll ihren Bewohnern das Leben erleichtern
Was aber, wenn die Bevölkerung diese Angebote gar nicht nutzen will? «Das Ziel einer smarten Stadt ist ja nicht, die Menschen dazu zu bekommen, dass sie Technologie nutzen. Das Ziel ist, dass es für die Menschen ein Mehrwert ist, wenn sie diese Technologie nutzen: Dass wir weniger im Stau stehen, dass wir einfacher unsere Steuererklärung abgeben können», sagt Geiger.
Der Chief Digital Officer Christian Geiger kommt also nicht eingeflogen und stülpt der Stadt die neusten technologischen Errungenschaften über. Die Bevölkerung wird auf dem Weg zur Smart City einbezogen.
In den zwei Pilotquartieren Sturzenegg und Remishueb wird zurzeit im Kleinen erprobt, was dereinst auf die ganze Stadt angewendet werden soll.
Was geschieht mit den Daten der Bevölkerung?
Im Dialog wollte man im Vorhinein erfahren, welche Bedürfnisse die Bewohnerinnen und Bewohner haben. «Wie können wir Einwohnern und Einwohnerinnen möglichst angenehm Mehrwerte bieten? Wie können wir Zeit sparen, wie können wir nachhaltig agieren? Wie können wir auch zusammen agieren?»
Der Dialog mit der Bevölkerung ist auch wichtig, weil beim Thema Smart City schnell die Angst da ist zum gläsernen Bürger zu werden. Im Quartier Remishueb gab es bereits Bedenken zum Datenschutz, nachdem im Frühjahr eine Quartiersapp lanciert wurde.
Es sei deshalb wichtig, immer datenschutzkonform unterwegs zu sein, dass die Informationen technisch sicher aufbewahrt werden und dass wir uns überlegen, welche Daten wir mit wem teilen möchten, sagt Geiger.
Ein langsames, gut überlegtes Vorgehen unter Einbezug der Bevölkerung ist angezeigt. Aber genauso wichtig ist es, die Zeichen der digitalen städtischen Zukunft zu erkennen. Mit ihrem Chief Digital Officer geht St. Gallen da voran.