Die Idee, durch Elektronik das Leben und die Hausarbeit leichter zu machen, erlebte zum Jahrtausendwechsel einen Hype durch das «Internet-Haus» in Hünenberg, einem «Labor», in dem Hersteller ihre Visionen eines «digitalen Haushalts» ausprobierten.
Im Haus führte die Familie Steiner ein «modernes» Leben und konnte mit einem Touchscreen Lebensmittel bestellen oder per Sprachsteuerung das Fernsehprogramm kontrollieren – für damalige Verhältnisse eine «Ungeheuerlichkeit».
Heute sind vernetzte Haushaltgeräte Standard und Waschmaschinen senden schon lange eine Mitteilung aufs Smartphone, wenn die Wäsche fertig ist – so wie es Frau Steiner mit ihrem «Sim-Pad» im Fernsehen demonstrierte.
Personalisierte Haushaltgeräte mit «App Stores»
Das «Sim-Pad» ist Vergangenheit, dafür haben Smartphones die Welt erobert und so ist es logisch, dass auch bei den Haushaltsgeräten eine Idee Einzug gehalten hat, an die Familie Steiner im Jahr 2000 noch nicht hätte denken können: Geräte sind nicht mehr in erster Linie Hardware, sondern mit Sensoren vollgepackte Plattformen, die wir durch Software mit neuen Funktionen ausstatten.
Autos haben das Prinzip bereits verinnerlicht – sie sind heute «Smartphones auf vier Rädern». Aber auch moderne Waschmaschinen verwandeln sich in «Smartphones mit einer Trommel». Das «blanke» Gerät kann nur das Nötigste – wer spezielle Funktionen möchte, lädt sie sich auf die Waschmaschine herunter.
Beim Hersteller V-Zug etwa ist das bereits Realität und eine clevere Geschäftsidee: Fast 150 Schweizer Franken kostet es, wenn man etwa seiner Waschmaschine die Funktion «Dampfglätten Plus» beibringen möchte und sie sich so personalisiert.
Strom sparen und Auslastung besser verteilen
Die Digitalisierung bei Haushaltsgeräten bringt nicht nur Komfort, sondern auch mehr Energieeffizienz und besseres Strommanagement. Die Vision: Ein Gerät, das viel Strom verbraucht, eine Geschirrspülmaschine zum Beispiel, startet automatisch dann, wenn es zu viel Strom im Netz hat oder das eigene Solardach sehr produktiv ist. Die Hersteller arbeiten daran, die notwendigen Schnittstellen für solche «Energie-Management-Steuerungen» in ihre Geräte einzubauen.
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Was noch fehlt, sind sogenannte «Smart Grids», clevere Stromnetze. Diese liefern nicht nur Strom, sondern auch detaillierte Informationen und Daten, dank denen die Stromerzeuger und Lieferanten sehen, wo wann welche Geräte Strom verbrauchen. Dadurch können sie gezielter einzelne Verbraucher ausschalten – oder bewusst einschalten, um das Stromnetz stabil zu halten und Blackouts zu vermeiden.
Intelligente Netze sind möglich, aber noch Zukunftsmusik
Die Technologie ist am Start, dennoch wird es noch ein paar Jahre dauern, bis Haushaltsgeräte von selbst wissen, wann der ideale Zeitpunkt ist, Strom zu verbrauchen. Zuerst benötigen alle Haushalte und Gebäude einen sogenannten «Smart Meter», einen Stromzähler, der nicht nur den Stromverbrauch misst, sondern dem Stromlieferanten jede Viertelstunde den Verbrauch übermittelt. Die Strategie des Bundesamtes für Energie (BFE) sieht vor, dass bis Ende 2027 80 Prozent der alten Stromzähler ausgetauscht sind.