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Sonntagsgast Tamy Glauser: «In Bern hätte ich mich nie geoutet»

Tamy Glauser, Topmodel und Teil des prominentesten Frauenpaars der Schweiz, legt ihre Biografie vor.

Es ist nicht gerade gewöhnlich, dass eine 33-jährige Frau ihre eigene Biografie veröffentlicht. Doch Tamy Glauser hat ein derart kurviges Leben, dass sich viel erzählen lässt.

Heute ist sie Topmodel und hat schon für viele weltbekannte Marken Kleider vorgeführt. Sie gehört als Partnerin von Ex-Miss-Schweiz Dominique Rinderknecht zum bekanntesten Frauenpaar der Schweiz.

Angefangen hat die Biografie aber nicht in Paris oder New York, sondern in Stettlen bei Bern in einer Pflegefamilie.

Die Biografie

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Tamy Glauser wuchs bei Pflegeeltern in Stettlen auf. Die Familie Winzenried, damals Besitzer der Kartonfabrik Deisswil, nahmen sie in ihre Obhut. Glausers Mutter arbeitete in der Mode- und Showbranche in den USA, ihren Vater lernte sie erst im Teenageralter kennen.

Von Stettlen aus zog es sie nach Zürich und später zu ihrer leiblichen Mutter nach New York. Dort outete sie sich als Homosexuelle, hatte aber eine schwierige Zeit: Sie erlebte Gewalt in einer Beziehung, war obdachlos, handelte mit Drogen.

Zurück in Europa, schickte sie Fotos an einen Model-Agenten. Es war der Anfang einer steilen Karriere in der Modebranche. Lange Zeit war der kahlrasierte Schädel das Markenzeichen von Glauser. Sie lief mit Frauen- wie auch mit Männermode über den Laufsteg.

Seit zwei Jahren ist sie mit der ehemaligen Miss-Schweiz, Dominique Rinderknecht, liiert. Gemeinsam setzen sie sich für die Rechte von Homosexuellen ein, zum Beispiel für die gleichgeschlechtliche Ehe.

Tamy Glauser über Bern

«Ich freue mich jeweils schon, zurück nach Bern zu kommen. Da reden die Leute wie ich. Das gibt mir ein Heimatgefühl. Aber es war nicht immer einfach hier. Ich musste meinen Weg suchen, weshalb ich weggegangen bin, nach Zürich und dann nach New York.»

... über den Einstieg in die Modewelt

«Meine Karriere hatte ich nicht geplant. Schon nur, weil ich bereits 27-jährig war, als es losging. Da denkt man ja nicht mehr an eine Model-Karriere. Dann lief vieles über Zufälle: Ich schickte ein paar Bilder an einen befreundeten Agenten, der leitete sie nach Paris weiter. Danach ging alles schnell, ich lief zuerst für Vivienne Westwood und dann für Gaultier. Alles nahm seinen Lauf.»

... über ihr Outing

«In Bern hätte ich mich nie geoutet. Ich wollte dazugehören und nicht abseits stehen. Es ist doch häufig so, dass man in Dörfern oder Städten einen Gesellschaftsdruck hat. Da wird übereinander geredet. Hätte ich mich als Lesbe geoutet, dann hätte sich auch meine Familie rechtfertigen müssen. Später in New York, wo mich niemand kannte, war es viel einfacher, mich selbst zu sein.»

... über ihre Vorbildrolle als Homosexuelle

Wenn Dominique und ich die Möglichkeit haben, etwas zu verändern, dann müssen wir die Verantwortung übernehmen. Zum Beispiel die Meinung von homophoben Menschen zu ändern. Oder Teenager beim Outing zu unterstützen. Als ich 17 war, war ich verloren. Mir hätte es gut getan, jemanden zu sehen und sagen zu können: ‹Die ist ja wie ich›.»

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