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Stöckli-Chef im Interview Marc Gläser: «Wachstum im Sektor Ski macht Hoffnung für Zukunft»

Bald verkauft der Skibauer Stöckli keine Velos mehr. Die Konzentration auf den Skisport mache Sinn, sagt der Chef.

Das Geschäft mit dem Rad - es klemmte von Anfang an: Vor genau zehn Jahren stieg der Skibauer Stöckli, der damals seinen Sitz noch im luzernischen Wolhusen hatte, in den Bike-Markt ein und zwar mit einer Eigenmarke. Gebaut wurden in erster Linie Mountainbikes und E-Bikes. Schon bald zeichnete sich jedoch ab, dass die Strategie, das Geschäft nicht nur auf den Wintersport zu fokussieren, sondern eben auch auf den Sommersport auszuweiten, nicht aufging. Marc Gläser sagt dazu: «Es war ein sehr anspruchsvolles Projekt. Die Bike-Industrie hat sich enorm dynamisiert. Sie wurde mit der Elektrifizierung sehr komplex.»

Immer weniger Schnee – trotzdem setzt Stöckli auf den Ski und nicht aufs Velo. Warum? Die letzten Stöckli Bikes wurden schon vor drei Jahren produziert. Seither konzentriert sich die Firma voll auf das Geschäft mit Skis. Velos wurden nicht mehr selber entwickelt und produziert, sondern nur noch verkauft. In den letzten vier Jahren hat Stöckli laut eigener Auskunft acht Millionen Franken in den neuen Firmenstandort Malters investiert – in erster Linie in den Bereich Ski. «Das Geschäft mit den Skis beginnt im September und dauert für uns bis in den Frühsommer. Deshalb ist es nicht so offensichtlich, wie es scheint, dass man das Sommer-Wintergeschäft so einfach trennen könnte», sagt Marc Gläser weiter. Unter dem Strich blieben Stöckli lediglich zwei bis drei Monate reines Sommergeschäft.

So will Stöckli im Rennen bleiben: Stöckli setzt künftig auf vier eigene Verkaufsgeschäfte in St. Légier, Heimberg, Cham und Wil, dazu kommen in der Zentralschweiz diejenigen in den Wintersportorten Sörenberg, Melchsee-Frutt, Hoch-Ybrig und Engelberg. Fünf Filialen werden etappenweise geschlossen – darunter auch jene am ehemaligen Stöckli-Hauptsitz Wolhusen. Hinzu kommt ein neuer Online-Shop. «Wir haben eine starke Position in der Schweiz. Das Niveau im Inland wollen wir halten. Das Wachstum soll im Ausland passieren. Dort konnten wir in den letzten fünf Jahren jeweils im zweistelligen Bereich wachsen. Vor vier Jahren haben wir im grössten Wachstumsmarkt, in den USA, ein Tochterunternehmen gegründet. Dieses Wachstum gibt uns Hoffnung und Kraft für die Zukunft.»

...und die Krise? Ja, die Krise wegen Corona spüre man schon, sagt Stöckli-Chef Marc Gläser im Gespräch, zumindest kurzfristig. «Einerseits sind die Umsätze eingebrochen, andererseits herrscht eine riesige Unsicherheit hinsichtlich der Zukunft. Aber damit kämpft nicht nur Stöckli.» Eine Krise innerhalb des Unternehmens habe man hingegen nicht, so Gläser weiter. Vielmehr sei mit der Fokusierung auf den Skisport strategisch Klarheit geschaffen worden.

Regionaljournal Zentralschweiz, 20.Mai 2020, 17:30 Uhr ; 

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