Nach dem Fussballspiel zwischen dem FC Basel und dem FC Luzern am 19. Mai 2018 war es in Basel zu heftigen Auseinandersetzungen unter Fussballfans gekommen. Mehrere Dutzend gewalttätige Fans waren darin verwickelt. Verschiedene Beteiligte zogen sich Verletzungen zu und mussten ins Spital eingewiesen werden oder suchten selbst die Notfallstation auf. Etliche konnten noch vor dem Eintreffen der Polizei flüchten.
Bei den Beschuldigten handelt es sich um sechs Schweizer im Alter von 23 bis 36 Jahren, zwei Deutsche im Alter von 24 und 31 Jahren, zwei Italiener im Alter von 31 und 35 Jahren sowie, einen 28 Jahre alten Serben und einen 25-jährigen Syrer. Dem Syrer, der - wie die meisten Angeklagten - bereits vorbestraft ist und seit seiner Kindheit in der Schweiz lebt, droht ein Landesverweis.
«Ja, wir waren auf Konfrontationskurs»
Zum Prozessauftakt erschienen alle zwölf Männer. Ein 31-jähriger Angeklagter aus dem Kanton Zürich tauchte allerdings erst nach Vorführungsbefehl der Gerichtspräsidentin am Nachmittag in Basel auf. Verantworten müssen sich die Männer wegen Raufhandels, Körperverletzung, Landfriedensbruchs, Vergehen gegen das Waffengesetz und kantonalen Übertretungen.
Die Beschuldigten leben mehrheitlich im Raum Zürich und sind gemäss Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Anhänger der beiden Zürcher Fussballclubs. Zwei weitere Beteiligte sind der Anhängerschaft des Karlsruher SC zuzuordnen und waren mutmasslich zur Unterstützung der Zürcher nach Basel gereist. «Ja, wir waren auf Konfrontationskurs mit FCB-Fans. Ich habe aber nicht erwartet, dass es so ausartet - das war zu viel», sagte ein 24-jähriger Angeklagter aus Deutschland vor Gericht.
«Ich habe übertrieben»
Er könne sich nicht daran erinnern, einer bereits am Boden liegenden Person weitere Fusstritte verpasst zu haben. Bei der Frage der Gerichtspräsidentin, mit welcher Absicht er denn nach Basel gefahren sei, zögerte der Angeklagte eine Weile und antwortete schliesslich: «Schon, um eine Art Auseinandersetzung zu suchen - aber nicht so etwas.» Er habe nicht derart viel Rücksichtslosigkeit und Hass erwartet.
Der 25-Jährige Syrer beschrieb sich vor Gericht als «leidenschaftlicher FCZ-Fan», der allerdings nicht mehr im Stadion verkehre. Er sei an jenem Tag nicht nach Basel gefahren, um das Leben anderer Personen zu gefährden, sagte der Angeklagte. «Ich habe aber übertrieben und dafür entschuldige ich mich.»
Vielfach die Aussage verweigert
Ein 36-jähriger Beschuldigter gab vor Gericht an, Mitglied der Hooligangruppierung «Zürichs kranke Horde» gewesen zu sein. Heute habe er nichts mehr mit dieser Szene zu tun. Er habe einem Freund für die Auseinandersetzung zugesagt - alles Weitere habe sich dann so ergeben, sagte er. Ein weiterer Beschuldigter bestritt, in der Tatnacht überhaupt in Basel gewesen zu sein.
Mehrere Beschuldigte wollten keine Aussagen zur Tatnacht machen. Auch war nicht zu erfahren, weshalb und inwiefern Anhänger des Karlsruher SC mobilisiert wurden. Ein FCB-Anhänger unter den Angeklagten sagte zum Verhalten der FCB-Fans beim Gegenangriff: «Als aus dem Nichts eine weisse Wand auf uns zu rannte, war mir sofort klar, dass wir uns verteidigen müssen.»
Zweiter Fanprozess innert zwei Wochen
Der Prozess ist auf 10,5 Tage angesetzt. Bereits morgen Dienstag sollen jedoch die Plädoyers stattfinden. Erst vor zwei Wochen standen in Basel 16 FCB-Anhänger wegen schweren Ausschreitungen nach einem FCB-Fussballspiel vom April 2016 in Basel vor Gericht. Das Urteil in diesem Prozess soll am 12. März verkündet werden.
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