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Pestizid-Initiativen Bauern-Präsident zeigt sich kompromissbereit

Die Grenzwerte von Pestiziden im Grundwasser werden teils massiv überschritten. Das müsse sich ändern, fordern zwei Volksinitiativen, über welche momentan der Ständerat debattiert. Wie schon dem Nationalrat gehen die beiden Initiativen auch den meisten Ständeräten zu weit. Eine Lösung auf Gesetzesebene, mit einer schrittweisen Reduktion der Pestizide, könnte aber Chancen haben. Zumal auch die Bauern damit leben könnten. Bauernverbands-Präsident Markus Ritter im Interview.

Markus Ritter

Präsident Schweizer Bauernverband

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Der St. Galler Markus Ritter ist Nationalrat (Die Mitte) und seit 2012 Präsident des Schweizer Bauernverbands.

SRF: Markus Ritter, Sie sind Bio-Bauer, der ohne synthetische Pestizide auskommt. Trotzdem bekämpfen Sie die beiden Initiativen, die ein Verbot von Pestiziden in der Landwirtschaft fordern, zumindest für jene Betriebe, die weiterhin Direktzahlungen erhalten wollen. Weshalb eigentlich?

Markus Ritter: Die Trinkwasser-Initiative ist extrem formuliert. Sie geht vor allem in zwei Punkten zu weit: Bei den Pestiziden, die in der Initiative explizit verboten werden für Betriebe, die Direktzahlungen beziehen, wäre es so, dass auch jene verboten werden, die heute im Bio-Landbau zugelassen sind. Und das andere Problem ist bei den Futtermitteln. Dort ist es so, dass nur noch betriebseigene Futtermittel eingesetzt werden dürften. Ich könnte also nicht einmal mehr von meinem Nachbarn, der auch Bio-Bauer ist, Heu kaufen. Und das geht sicher zu weit.

Genau das könnte man mit einem Gegenvorschlag korrigieren. Man könnte das Anliegen – sauberes Trinkwasser – aufnehmen, und Massnahmen ins Gesetz schreiben, die für die Bauern weniger einschneidend sind, weniger extrem, wie Sie sagen. Doch genau das haben Sie im Nationalrat verhindert.

Wir sind der Meinung, dass solche extreme Initiativen nicht mit einem Gegenvorschlag honoriert werden sollen. Wir unterstützen jetzt aber eine Gesetzesvorlage des Ständerats, wo die Pflanzenschutzmittel geregelt werden. Dort arbeiten wir mit und finden, dass wir hier auf dem richtigen Weg sind. (Im Ständerat steht eine gesetzliche Regelung zur Debatte, die den Pestizideinsatz, aber auch die Überdüngung mit Nitrat und Phosphat, schrittweise reduzieren will, Anm. d. Red.)

Wir unterstützen jetzt aber eine Gesetzesvorlage des Ständerats, wo die Pflanzenschutzmittel geregelt werden.
Autor: Markus Ritter Präsident Bauernverband

Sie sagen, die Initiativen seien extrem. Ist es denn extrem, wenn man als Konsumentin oder als Konsument erwartet, dass sauberes Trinkwasser aus der Leitung kommt?

Nein. Das wollen wir alle. Das ist sehr wichtig. Es ist auch wichtig, dass man im Bereich des Pflanzenschutzes Fortschritte macht. Es ist aber auch so, dass heute die Messmethoden wesentlich besser geworden sind. Wir haben vor allem einen Streitpunkt wegen der Abbauprodukte von Pflanzenschutzmitteln. Und hier ist es wichtig, dass wir feststellen, welche wirklich relevant für unsere Gesundheit sind, und welche nicht.

Das Gespräch führte Erwin Schmid.

Tagesschau, 14.09.2020, 18 Uhr ; 

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