Vor kurzem hat der Kanton Graubünden den neuen Wald-Wild-Bericht Prättigau/Herrschaft veröffentlicht. Der Bericht ist jetzt in der Anhörung, interessierte Kreise können Stellung nehmen. Die Publikation war für letztes Jahr geplant, verzögerte sich aber mehrmals.
58.9 Prozent Problemflächen
Die Zahlen sind brisant. Über die Hälfte des Waldes im Prättigau und in der Herrschaft hat der Kanton als Problemfläche qualifiziert, in Zahlen: 58.9 Prozent.
Es sind zum Teil ganze Schutzwälder, wo der Wildeinfluss so gross ist, dass «das natürliche Aufkommen von standortgerechten Baumarten stark eingeschränkt oder gar verunmöglicht» wird, wie es im Bericht heisst. Der Wald wird an diesen Orten also älter und älter, ohne dass junge Bäume nachkommen, und das wegen des Wilds.
58.9 Prozent Problemflächen in der Region Herrschaft/Prättigau, das ist im kantonsweiten Vergleich sehr viel. Vergleichbare aktuelle Zahlen gibt es im Moment nur aus der Surselva. Dort wurden 2018 mit dem Wald-Wild-Bericht 12.1 Prozent des Waldes als Problemfläche klassifiziert. «Die tolerierte Schwelle von 25 Prozent wird mit 58.9 Prozent deutlich überschritten», heisst es im Bericht, was ein Verstoss gegen die kantonale Gesetzgebung sei.*
Teilweise zu hohe Wildbestände
Der Wald-Wild-Bericht zeigt auch auf, wie viel Wild in der Region lebt. Für diese Daten ist das Amt für Jagd und Fischerei verantwortlich. Die Schalenwildbestände seien «als hoch bis zu hoch einzustufen», vor allem bei den Hirschen und Rehen.
Das Fazit des Berichts, der Verbiss im Wald ist zu hoch, es braucht lokal weniger Rehe und Gämsen sowie in der ganzen Region weniger Hirsche.
Kanton will handeln
Im Bericht geht es nicht nur um eine Bestandesaufnahme, sondern auch um konkrete Massnahmen, um die Situation zu verbessern. Für alle Problemflächen sind Massnahmen festgelegt: Beispielsweise mehr Wild schiessen, Wildschutzgebiete neu definieren, aber auch bessere Lebensräume für die Tiere oder Zäune um die Bäume zu schützen.
Das alles dürfte zuerst Folgen für die Jagd haben. Nächste Woche verabschiedet die Regierung laut dem Amt für Jagd und Fischerei die Jagdbetriebsvorschriften und damit auch die Abschusspläne der Jagd im Herbst.
* In der Sendung Regionaljournal Graubünden vom 24. Juni) hiess es fälschlicherweise, die Überschreitung der 25 Prozent sei ein Verstoss gegen das Eidgenössische Waldgesetz. Das ist nicht korrekt. Der Wert von 25 Prozent ist in der kantonalen Jagdverordnung festgehalten.